
21.11.2013 || StageCat: Sie sind Kabarettistin, Autorin, Songwriter, Sängerin, Schauspielerin, Moderatorin und Musikerin. Was gab eigentlich den Ausschlag, die Bühne zu betreten und haben Sie es je bereut?
Annette Kruhl: Es klingt vielleicht abgedroschen, aber für die Bühne muss man geboren sein. Es muss einem einfach im Blut liegen und man muss dafür brennen. Das war bei mir schon sehr früh so, denn ich habe bereits im Alter von 5 Jahren verkündet, ich wolle später Schauspielerin werden. Und zwar, nachdem ich einen total kitschigen Schwarz-Weiß-Film mit Lilian Harvey und Willy Fritsch im Fernsehen gesehen hatte. Dass es mal das Genre Kabarett werden würde, habe ich damals noch nicht geahnt, aber irgendwann glasklar erkannt, dass genau das die perfekte Ausdrucksform für mich auf der Bühne ist – weil ich meine eigenen Themen aufs Tablett bringen und meine beiden Leidenschaften, Musik und Theater, miteinander verbinden kann.
SC: Gab es einen Alternativplan?
AK: Nicht wirklich. Außer Film-Star (wie Lilian Harvey)
SC: Haben Sie immer noch Lampenfieber, wenn Sie vor ein Publikum treten oder sind Sie mittlerweile routiniert darin?
AK: Ein bisschen Lampenfieber gehört dazu, aber nach 20 Jahren Bühnenerfahrung bin ich natürlich schon sehr routiniert, was das betrifft.
SC: Worum geht es in Ihrem aktuellen Programm „Single-Sex und Sims-Blockaden“?
AK: Thematisch hat das Programm einige Parallelen zum Roman, wurde aber kreiert, noch bevor das Buch entstand. Wie der Titel schon sagt, geht´s schwerpunktmäßig um die Höhen und Tiefen des weiblichen Single-Daseins, wie z.B. erotische Pleiten und Pannen sowie Kommunikationswirren im Zeitalter von Facebook & Co.
SC: Wo finden Sie Ihre Inspiration für Ihre Bücher und Programme?
AK: Ganz klar: Aus dem Leben!
SC: Wo hört bei Ihnen der Spaß auf?
AK: Bei Rassismus, Denunziation und Witzen, die nur um der Provokation willen gemacht werden. Ach ja: Und bei Mario Barth.
SC: Sie sind ja auch erfolgreich als Autorin unterwegs. Mit Tausche Ex gegen Sex ist gerade erst Ihr Debüt-Roman beim Droemer Knaur Verlag erschienen. Warum sollten unsere User dieses Buch unbedingt kaufen?
AK: Wenn ich dem bisherigen Feedback der Leserinnen und Leser glauben darf, ist mir gelungen, was ich mir vorgenommen hatte: Einen unterhaltsamen Roman mit Biss und Tiefgang zu schreiben. Mein Buch ist kein platter Comedy-Roman, dessen einziger Anspruch es ist, auf Biegen und Brechen eine größtmögliche „Gag-Dichte“ aufzuweisen, sondern meine Geschichte kann einen gleichermaßen amüsieren und nachdenklich machen. Ganz abgesehen davon trifft der Plot offenbar sehr den Zeitgeist und thematisiert Dinge, die sowohl Frauen als auch Männer, die die heutigen Beziehungs- und Kommunikationswirren hautnah erleben, mehr als nachvollziehen können.
SC: Sie werden oft mit dem von Candace Bushnell kreierten Charakter Carrie Bradshaw aus der Serie „Sex and the City“ verglichen. Stören Sie solche Vergleiche oder spornen Sie sie eher an?
AK: Nicht ich selbst werde damit verglichen, sondern meine Protagonistin Marlene im Roman. Und um ehrlich zu sein, habe ich den Vergleich selbst ins Spiel gebracht, denn Marlene ist auf ähnliche Art auf der Suche nach sich selbst und reflektiert über das Leben und die Liebe wie Carrie in der Serie – nur eben in Berlin anstatt in New York. Ich bin ein großer „Sex and the city“-Fan und für mich ist es eher eine Ehre, wenn mein Buch damit in Verbindung gebracht wird.
SC: Gewähren Sie uns einen kleinen Einblick in zukünftige Projekte?
AK: Auf jeden Fall möchte ich ein zweites Buch schreiben!
SC: Annette Kruhl in drei Worten.
AK: Lebensfroh, ungeduldig, nachdenklich.
Interview: Jeannette Wistuba
Foto: Fin Porzner/Berlin