
09.04.2013 || StageCat: Seit nun 10 Jahren steht Ihr auf den Berliner Lesebühnen. Was hat sich in dieser Zeit alles verändert und welche Träume/Vorstellungen haben sich für Euch erfüllt?
Die Brauseboys: Wir haben uns verändert: Wir sind älter geworden und dicker, na ja, nicht alle. Wir haben uns als Lesebühne in einem unwirtlichen Umfeld etabliert. Die damalige Rechnung, in einem Stadtteil loszulegen, in dem sonst wenig Off-Kultur stattfand, ist aufgegangen. Wir sind inzwischen eine Weddinger Institution.
SC: Eine Dekade Brauseboys! Warum habt Ihr Euch für Eure Jubiläumsshow anstatt des Weddings für den Heimathafen Neukölln entschieden?
BB: Wenn der Weddinger was erleben will, geht er in den Schwesterbezirk Neukölln, das war schon immer so. Irgendwie sehr ähnlich und trotzdem unbekannt. Davon abgesehen gab’s im Wedding einfach keine Location in der passenden Größe.
SC: Was ist die Spezialität Eurer Show und worauf legt Ihr besonders viel wert?
BB: Wir haben kein Patentrezept. Wir wissen ja erst, während die Show läuft, wie sie läuft. Lesebühne funktioniert ja so, dass jeder Abend erst auf der Bühne entsteht, immer den Charme des Improvisierten hat. Und darauf legen wir natürlich auch viel Wert. Jeder Donnerstagabend soll anders und wieder neu sein.
SC: Pünktlich zum Jubiläum hat der Satyr-Verlag 10 Jahre Brauseboys - Das Fanbuch herausgebracht. Wie würdet Ihr das Buch beschreiben und warum sollten es unsere User unbedingt lesen?
BB: Es ist ein so noch nie da gewesener Einblick ins Innenleben einer Lesebühne. Es gibt eine Best-Of-Sektion, aber der Großteil des 352-Seiten starken Buches ist internem Material aus den Geheimarchiven und Giftschränken der Brauseboys vorbehalten: Tourberichte, Fotos, Weihnachtswichtelgeschichten, Texte zu bizarren Themenmonaten. Und zum Buch dazu gibt es eine DVD, die 85 Minuten wirres Videomaterial enthält sowie eine komplette neue Brauseboys-CD. Und Nils Heinrich, der die Brauseboys gegründet und 2006 verlassen hat, ist auch mit tollen Beiträgen vertreten.
SC: Und, wie ist das mit den anderen Büchern der Brauseboys?
BB: Die muss man natürlich auch besitzen. Die haben wir ja thematisch um das Thema „Berlin“ herum gruppiert. Unsere komplette Berlin-Trilogie gibt’s zum Jubiläum sogar zum Paketpreis.
SC: Stecken eigene Erfahrungen in Euren Geschichten oder ist alles frei erfunden?
BB: Ja.
SC: Was gibt Euch Inspiration?
BB: Alles.
SC: Was ist besser: Eure Bücher lesen oder Eure Lesebühne besuchen?
BB: Unsere Lesebühne besuchen UND unsere Bücher lesen. Beides ergänzt sich ja hervorragend.
SC: 10 Jahre regelmäßige gemeinsame Auftritte. Habt Ihr Tipps, wie man solch eine ‚Beziehung’ frisch hält?
BB: Nein. Das sind Mysterien der Gruppendynamik, die noch nicht erforscht wurden. Im Grunde sind wir selbst überrascht, dass wir uns immer noch verstehen.
SC: Was war das peinlichste Erlebnis Eurer bisherigen Bühnenpräsenz?
BB: Heiko Werning faltet gerne Menschen im Publikum zusammen, deren Handy während der Vorstellung klingelt. Das hat er bei einem Gastspiel in Trier auch mal getan. Allerdings war es sein eigenes Handy, das in seiner Jacke auf der Bühne klingelte. Nils Heinrich ist dann rangegangen. Es war ein Freund von Heiko, der ihm ’ne halbe Stunde nach Beginn der Show mitteilen wollte, dass er doch nicht kommen kann.
SC: Und, wenn wir schon dabei sind. Was war das tollste Erlebnis auf der Bühne?
BB: Da gibt es zu viele. Dass wir zum Jubiläum den Heimathafen Neukölln restlos ausverkauft haben, das war schon ein sehr tolles Erlebnis.
SC: Eure Bühnenerfahrung x 2 : Wo seht Ihr euch in 10 Jahren?
BB: Wir haben den Menschen, die wir beim Heimathafen wegschicken mussten, versprochen, dass wir das nächste große Jubiläum in einer größeren Location machen. Wir streben die Waldbühne an.
Interview: Jeannette Wistuba