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Im Gespräch mit Anne Mairo über Lampenfieber, Lesebühnen und die Berufung zur Schriftstellerei

06.02.2017 || StageCat: Du bist oft mit dem Kommando Torben B. auf Lesebühnen unterwegs. Stehst du lieber allein oder gemeinsam auf der Bühne?

Anne Mairo: Ich mag beides. Wenn ich allein lese, kann ich länger lesen, und ich lese ja sehr gern. Aber das Kommando Torben B. ist sehr wichtig für mich. Wenn man einen Haufen junger Schriftsteller aller Stilrichtungen in einen Raum steckt, schwirren so viele verrückte Ideen herum, dass es nie langweilig wird, weder für uns (bei unseren Treffen), noch für das Publikum (bei Lesungen). Gemeinsame Lesungen sind für uns schön, weil wir uns ja tatsächlich sehr mögen und gern zusammen auf der Bühne stehen.

SC: Hast du noch Lampenfieber, wenn du vor ein Publikum trittst oder bist du mittlerweile routiniert darin?

AM: Klar habe ich Lampenfieber. Das ist ja auch aufregend! Man weiß nie, wie das Publikum reagieren wird. Aber inzwischen ist es eher so ein aufgeregtes Kribbeln als richtige Angst. Bei meiner mündlichen Abiturprüfung damals war ich so aufgeregt, dass ich kaum ein Wort herausgebracht habe. Inzwischen stehe ich so regelmäßig vor Menschen, dass ich tatsächlich schon eine gewisse Routine habe. Ich bin ja auch Wissenschaftlerin und halte auch da öfter Vorträge und unterrichte regelmäßig. Lesungen aus dem eigenen Buch sind natürlich viel persönlicher, aber machen daher auch am meisten Spaß.

SC: Mit Kleopatra im Aquarium ist im letzten Jahr dein Debüt-Roman beim ProTalk Verlag erschienen. Warum sollten unsere User dieses Buch unbedingt kaufen?

AM: Mit Kleopatra im Aquarium ist eine heitere Quarterlife-Crisis Geschichte. Es geht um eine junge Frau, die ihren ach so durchdachten Lebensplan hinterfragt und dabei einen ganzen Haufen externer Erwartungen in Frage stellt. Eine skurrile Episode reiht sich hierbei an die nächste: Es gibt absurde Szenen aus der Werbeindustrie, familiäre Missverständnisse, freundschaftliche Weinabende auf Dächern, Kostümpartys und jede Menge Umweltaktivismus. Es ist eine Geschichte, die, wie alles im Leben, aus vielen kleinen Geschichten besteht, die so oder so ähnlich vielen Menschen Ende zwanzig/Anfang dreißig bekannt vorkommen werden. Mit Kleopatra im Aquarium will Fragen aufwerfen, die sich viele in diesem Alter stellen, gestellt haben, oder noch stellen werden. Und vor allem ist es ein unterhaltsames, und schließlich auch ein optimistisches Buch.

SC: Welche Themen liegen dir am Herzen?

AM: Mich interessiert alles, was jetzt ist. Was bedeutet es, in den 2010er Jahren zu leben? Wie hat sich unsere Welt verändert und was sind die absurden Dinge, die wir heute als selbstverständlich erachten? Ich glaube die besten Geschichten sind die, die dem Leser eine neue Perspektive auf die eigene Wirklichkeit ermöglichen.

SC: Worüber kannst du nicht lachen?

AM: Ich kann über alles lachen, wenn der Ton stimmt. Sogar über Trump. Ich glaube, dass es manchmal gerade wichtig ist, über die Dinge zu lachen, die einem Angst machen, oder einen zur Verzweiflung bringen. Lachen hat ja auch eine kathartische Wirkung.

SC: Wann kam der Entschluss Schriftstellerin zu werden?

AM: Man sagt ja immer, dass Schriftsteller zu sein eher eine Berufung ist als ein Beruf. Es gibt keine Sicherheit, die Bezahlung ist in der Regel miserabel und so weiter und man macht es eigentlich nur, weil man sonst nicht weiß, wohin mit den ganzen Ideen. Das stimmt meiner Erfahrung nach nur halb. Wenn man das nicht wirklich will, macht man es auch nicht, aber trotzdem wird man nicht gleich Schriftsteller, wenn man kreativ ist und gern schreibt. Schriftsteller sein bedeutet auch (und vor allem) Disziplin, sich stundenlang hinzusetzen und zu schreiben, auch wenn man gerade weder Lust noch Ideen hat und dann mühsam alles hundertmal neu zu schreiben, bis es gut ist. Aber ich wollte schon mit 6 Schriftstellerin sein, glaube ich. Ich musste nur erstmal schreiben lernen.

SC: Gab oder gibt es einen Alternativplan?

AM: Nein. Naja, die Alternative ist: weiter für mich schreiben und für kleine Bühnen, wenn mich irgendwann niemand mehr verlegen will. Nicht schreiben ist jedenfalls keine Option. Dafür macht es mir zu viel Spaß.

SC: Hast du ein Autoren-Vorbild?

AM: Die 11 Autoren, die mich am meisten inspirieren, sind Anne Reinecke, Moritz Hampel, Nina Bolders, Madeleine Hofer, Katharina Schmidt, Julia Powalla, André Krüger, Uli Müller, Alex Uhlmann, Theresa Brehm und Judith Strohm. Aber es gibt natürlich viele Autoren, die ich bewundere. Clemens Setz zum Beispiel und Wolfgang Herrndorf natürlich, Yadé Kara und Italo Calvino. Schreiben möchte ich trotzdem nicht wie jemand anderes, das wäre ja langweilig. Ich möchte einfach nur schreiben wie Anne Mairo.

SC: Du lebst teils in Deutschland, teils in den USA. Wo lebt es sich besser? Und warum?

AM: Ich glaube, dass man nur davon profitieren kann, nicht nur von einer Kultur beeinflusst zu werden. Beide Länder können in manchen Dingen noch voneinander lernen und wenn man beides sieht, sieht man die Dinge nicht mehr so schnell als selbstverständlich an. In den USA, obwohl es so ein religiöses Land ist, gibt es zum Beispiel eine Trennung von Staat und Kirche, die es in Deutschland so nicht gibt, obwohl wir durchschnittlich viel weniger religiös sind. Mit Ausnahme von Weihnachten müssen nationale Feiertage konfessionsfrei sein, das finde ich als Idee ziemlich gut. In Deutschland sind unsere Feiertage fast alle christlich.
Persönlich lebe ich aber am liebsten in Berlin. Und das nicht erst, seitdem Donald Trump ins Amt gewählt wurde. Ich glaube, wir realisieren in Deutschland oft nicht, wie weit wir in gewissen Dingen seit den 60er Jahren sind, Geschlechtergleichberechtigung, Toleranz, Umweltschutz, Sozialsystem. Das sind alles Dinge, die wir in gewisser Weise der deutschen Nachkriegsgeschichte zu verdanken haben. Das heißt nicht, dass in all diesen Bereichen nicht noch viel zu tun ist und dass unsere ganzen Fortschritte nicht immer wieder auf dem Spiel stehen, aber trotzdem können wir auf diese Fortschritte stolz sein. Wir haben den USA, die ja maßgeblich dazu beigetragen haben, Nachkriegsdeutschland zur Toleranz und Demokratie zu erziehen, heute in manchen Dingen einiges voraus. Ich hoffe, dass ich das 2018 auch noch sagen kann.

SC: Welches Projekt würdest du gerne noch realisieren?

AM: Ich schreibe zurzeit am nächsten Roman und parallel an meiner Dissertation. Danach kommen andere Projekte. Ein Leben ohne Projekte ist doch zu langweilig, oder?

SC: Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?

AM: Wäre das nicht absolut schrecklich, wenn ich das heute schon wüsste?

SC: Anne Mairo in drei Worten.

AM: Lakonisch, chaotisch, und koffeiniert.

Interview: JA

 

Anne Mairo beim Kommando Torben B.

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