
07.02.2013 || StageCat: Mittlerweile gibt es ja viele sogenannten Superdaddys: Robbie Williams, Brad Pitt und sogar Dieter Bohlen wäre nicht ganz davon abgeneigt, sich diesen Schuh auch einmal anzuziehen (...). Doch was macht den ultimativen Superdaddy aus?
Volker Meyer-Dabisch: Scheinbar reicht es für prominente Männer ihre nackten Säuglinge auf den aufgepumpten und mit Tatoos übersäten Bizeps zu legen, um von einem Superdaddy zu sprechen...
Der ULTIMATIVE SUPERDADDY, der natürlich nur ich bin, bringt 20 jährige Erfahrung mit, aufgepeppt mit Recherche bei Eltern, Kindern und Freunden. Das ist das Fundament aus dem ich schöpfe.
Der SUPERDADDY, den Ihr auf der Bühne seht, der ist durch alles durchgegangen, Windeln, Trotzphase, Vorschule, Grundschulzeit, Pubertät- alle Stürme des Vaterseins haben an ihm gezerrt, er ist mit allen Flüssigkeiten, die man sich nur denken kann bespritzt worden, hat Babykotzestreifen und Breiflecken würdig durch den Supermarkt getragen, hat unzählige Elternabende mit eisernen Nerven über sich ergehen lassen, Schulen für die Kinder gefunden, 20 Jahre für sie gekocht, gebacken, selten geputzt und noch seltener die Wäsche gewaschen. Fahrräder repariert und Betten gebaut, eine ganze Bibliothek vorgelesen, und am Ende dann, ist alles nun, es entspannt sich etwas, man schaut zurück und denkt, was war das schön...
SC: Was versprichst du dir von der Rolle als Vater im „18 jährigen Krieg“?
VMD: Das tolle an Comedy ist doch, dass man mal über das lachen kann, was im Alltag eher mit Schmerzen verbunden ist. Das alltägliche Anziehen kleiner Kinder, morgens, besonders im Winter, und dann unter Zeitdruck, ist ein Thema was einen durchaus zum Wahnsinn treiben kann..., ein pubertierender Jugendlicher entzieht sich ja gleich für Jahre eine normal-menschlichen Kommunikation, das ist, als würde man plötzlich mit einem Chinesen zusammenwohnen, man versteht kein Wort mehr. Lachen tut da gut, das heilt.
SC: Wie würdest du deine Bühnenkunst charakterisieren?
VMD: Authentisch. Ich versuche den Kontakt zum jeweiligen Publikum herzustellen, wer sitzt da vor mir, warum sind die heute gekommen, was haben die Zuschauer mitgebracht, ich versuche zuhörend zu spielen und nicht immer die gleiche Nummer runterzureißen, versuch die Zuschauer mitzunehmen auf einer gemeinsamen Reise... UFF das klingt dann doch etwas zu pathetisch- mein Techniker würde sagen: ROCK N ROLL und das trifft's eigentlich am besten!!
SC: In deinem Programm „Superdaddy“ blickst du schonungslos hinter die Masken von fröhlichen Eltern. Was gibt es dort zu erfahren?
VMD: Jeder hat ja so eine bürgerlich korrekte Maske, weiß, was man tun und sagen kann und darf. Wenn aber die Türen geschlossen sind, die Nerven blank liegen, dann kommt der wahre Mensch durch, dann werden die Zähne gebleckt, dann sind wir wieder ganz Kreatur. Sicherlich wird nicht jeder Gedanke geäußert, jede gedachte Tat getan – und das ist auch sehr gut so, aber: die Gedanken sind da und damit muss man klarkommen- ein bisschen versuch ich in der Show SUPERDADDY die Tür zu diesem nicht korrekten Teil in uns zu öffnen, werfe einen kleinen Blick auf das Tier in uns.
SC: Allerdings bist du nicht nur als „Superdaddy“ unterwegs, sondern unterstützt auch noch viele weitere facettenreiche Projekte als Volker Meyer-Dabisch. Was kannst du uns darüber erzählen?
VMD: Eine große Leidenschaft von mir sind Filme, ich schau mir auf der Berlinale jedes Jahr bestimmt 30-40 Filme an, meist die kleinen Produktionen, die es nie ins Kino schaffen- und: gern produziere ich auch selbst mal einen Dokumentarfilm oder einen kleinen Werbespot für gute Zwecke, mittlerweile sind da schon drei abendfüllende Dokumentarfilme ins Kino gekommen, weitere sind in Planung.
Und – wirklich ganz nebenbei- arbeite ich jetzt auch noch jeden Montagmorgen als Radiomoderator bei multicult.fm.
SC: Das klingt ja alles ziemlich abenteuerlich und nach viel Stress. Wie lässt sich das alles bewältigen?
VMD: Mit meiner jahrelangen Vatererfahrung bin ich multitasking- fähig.
SC: Du hast eine Schauspielausbildung in der pulsierenden Hauptstadt Berlin absolviert. Kam für dich je etwas anderes in Frage - ein Plan B?
VMD: Plan B gabs nie.
SC: Erinnerst du dich an den allerersten Job, den du angenommen hast?
VMD: Ja, ein Film war das, „Ethra Pound“, irgendwie kleines Fernsehspiel, ganz kleine Gage, saß in so einer Herrenrunde, spielte in den 30er Jahren oder so, alle diskutierten um irgendwas Wichtiges und ich hatte die Rolle, die eine Zigarre rauchen sollte. Ständig musste ich mir dann für jede Einstellung wieder neu diesen Humpen anzünden, und das war son Pfennigprodukt, das hat fürchterlich gestunken, nach kurzer Zeit war mir einfach nur noch übel. Hab danach 30 Jahre keine Zigarre angefasst.
SC: Was gibt Dir Inspiration?
VMD: Meine Mitmenschen. Der tägliche Wahnsinn bei Lidl an der Kasse, die fast- Prügelei bei dem allabendlichen Kampf um den Parkplatz, Menschen, die bei Schneegestöber in kurzen Hosen durch Kreuzberg laufen, Talibans in meiner Bäckerei, die wirklich verrückten Vietnamesen des Imbiss meines Vertrauens aber auch die polnischen Nachbarn in meinem Kleingarten, das pulsierende Leben eben.
SC: Was sind deine Pläne für die Zukunft?
VMD: Irgendwann mal der erste Spielfilm, gern noch ein Dokumentarfilm vorher, vielleicht aber auch die nächste Comedyshow, oder mal was Tragisches... Mal sehen. Und natürlich: Ein Schloss, eine Privatjacht und noch eine Insel in der Nord- Karibik...
Interview: Isabel Schiller