
24.10.2013 || StageCat: Frau Solga, seit September sind Sie wieder als Kanzlersouffleuse bundesweit unterwegs. Was erwartet die Zuschauer in Ihrem neuen Programm „Im Auftrag Ihrer Kanzlerin“?
Simone Solga: Die Souffleuse kommt im Auftrag der Kanzlerin, um den Bürgern eine Nachricht von ganz oben zukommen zu lassen, die für manche ein gutes Geschäft sein könnte. Für die Meisten eher nicht. Die Zuschauer sollten also auf einiges gefasst sein. Ganz nebenbei plaudert die Souffleuse über die Missstände in Berlins Machtzentrale.
SC: Sie haben bei Merkels auch schon unters Sofa geguckt. Was gab es dort zu sehen?
Simone: Alles das, was auch bei Hempels unterm Sofa liegt. Dreck, Unrat und Probleme.
Hier eben Atomausstieg, Europapolitik, Asylpolitik, Wahlversprechen, Umwelt, Bundeswehr, Großprojekte und Schlaglöcher u.s.w.
SC: Sie sind so etwas wie die ADAC-Pannenhilfe für die Kanzlerin. Wie schwer lastet da die politische Verantwortung gegenüber den Bundesbürgern auch auf Ihren Schultern?
Simone: Ja, ich bin die „Pille“ der Merkel, weil ich ganz Schlimmes verhüte. Ich geb mir alle Mühe- wirklich. Aber mit dem Erfolg ist das so eine Sache. Nicht auszudenken, wenn ich nicht wäre! Aber das wissen die Bürger ja nicht. Vielleicht zum Glück.
SC: Sind Sie im Auftrag der politischen Bildung unterwegs? Was und wen wollen Sie mit Ihren Programmen erreichen?
Simone: Ich komme, um zu unterhalten. Um den Zuschauern einen amüsanten Abend zu gestalten. Wenn Sie dann noch manchmal nachdenken oder weiterdenken, sich auf dem Heimweg austauschen oder am nächsten Tag in den Nachrichten an einzelne Textsequenzen erinnern, dann ist alles gut.
SC: Wenn Sie mal nicht mehr der Kanzlerin soufflieren, wem würden Sie dann gerne einflüstern?
Simone: Dem neuen Kanzler. Oder vielleicht wird der nächste Kanzler ja mal eine Frau.
SC: Sie sind Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin. Was machen Sie am liebsten und wieso?
Simone: Am liebsten erzähle ich auf der Bühne meine Geschichte. Da ist neben der Kabarettistin auch die Schauspielerin gefragt. Und dann noch eine Hand voll Lieder hineingestreut,….es ist für mich Entspannung pur.
SC: Gab es je einen Plan B?
Simone: Für die Kanzlersouffleuse? Nein. Der Beruf bleibt- egal wer Kanzler ist.
Für Simone Solga? Nein. Es ist das einzige, was ich kann.
SC: Für die nächsten 4 Jahre ist Ihr Job vorerst gesichert. Haben Sie schon einen Plan für danach? Haben Sie vielleicht selbst politische Ambitionen?
Simone: Siehe letzte Frage.
SC: Wie sieht Ihr Tag aus, wenn Frau Merkel einmal im Urlaub ist? Was macht Frau Solga privat, wenn Sie mal einen Tag frei hat?
Simone: Ich sitze nicht mit Wetterjacke und Schiebermütze auf dem Sessellift, wie Merkel und Sauer auf dem Urlaubsfoto. Wenn ich nur einen Tag frei habe, dann gibt’s Arbeit im Büro. Oder Gartenarbeit. Oder toll essen gehen, was ich ja meist sonst abends nicht kann. Länger Urlaub ist ,andere Länder sehen. Und unplanmäßig in den Tag gehen.
SC: Sie kommen ursprünglich aus der Schauspielerei und haben Theater gespielt. Vermissen Sie das manchmal und könnten Sie sich vorstellen wieder zurück auf die Theaterbühne zu gehen?
Simone: Nein. Ich vermisse nichts. Ich stehe ja jeden Abend auf der Theaterbühne. Und mit eigenem Programm, was heißt, ich kann machen und sagen, was ich will. Kein Regisseur schreibt mir was vor. Wie frei ist das denn?!
SC: Wie schwer ist es, sich als Frau in der doch männerdominierten Kabarett-/Comedy-Branche zu behaupten? Haben Sie in Ihrer bisherigen Laufbahn Negativerfahrungen in dieser Hinsicht gemacht?
Simone: Negativerfahrung - eher selten. Aber es ist wie überall: Erst wird der Frau nichts wirklich zugetraut. Man denkt, jetzt kommt blondes Frauchen im Absatzschuh und die erzählt über Männer und singt Lieder. Umso schöner, wenn dann das nicht kommt. Bei Veranstaltungen mit vorwiegend Männern im Saal, ist nach 3 Minuten alles klar und es ist eine großartige Stimmung. (bei den anderen Abenden natürlich auch)
Viele sagen, wäre ich ein männlicher Kabarettist, wäre ich schon weiter. Aber will ich das? Männlicher Kabarettist sein? Und weiter sein? Und warum? Es ist gut, so wie es ist. Vielleicht gefällt es mir auch, unterschätzt zu werden. Nee…alles gut. Ich bin eine Marktlücke.
SC: Simone Solga in drei Worten:
Simone: Heiter . Phantasievoll. Professionell.
SC: Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
Simone: Nicht in Rente. Da werde ich mein bestes Soloprogramm machen.
SC: Zu guter Letzt: Plaudern Sie doch ein wenig aus dem Souffleusen-Nähkästchen …
Simone: Souffleure wachsen nicht auf den Bäumen und eine festgelegte Ausbildungsordnung gibt es auch nicht. Deswegen sind wir ja alle Quereinsteiger. Da reichen die ursprünglichen Berufe vom professionellen Kölner Büttenredner über den evangelischen Landpfarrer bis hin zum studierten Psychologen. Allerdings gibt es auch einen Metzger und einen Schlachter unter uns. Ich verrate aber nicht, für wen die beiden soufflieren.
SC: Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Darja Schmidt
Foto: Simone Solga