
21.10.2014 || Kinderbuchverlegerin Steffi Bieber-Geske bringt seit vier Jahren spannende Reisegeschichten für Kinder auf den Markt. Und zum ersten Mal seit neun Jahren wieder eine Buchmesse nach Berlin.
Stagecat: Liebe Frau Bieber-Geske, zum ersten Mal nach neun Jahren bringen Sie als Initiatorin wieder eine Buchmesse nach Berlin. Auf den ersten Blick erscheint es merkwürdig, dass die Kultur- und Verlagsmetropole Berlin keine solche Veranstaltung aufgewiesen hat. Wie kam es zu dieser Messeauszeit und Ihrem Entschluss, daran etwas zu ändern?
Steffi Bieber-Geske: Da ich erst seit vier Jahren als Verlegerin arbeite, habe ich leider keine Ahnung, warum es seit so langer Zeit keine Buchmesse in Berlin gegeben hat. Mir ist nur aufgefallen, dass in immer mehr – auch deutlich kleineren Städten – zu Buchmessen eingeladen wurde, nur eben in der Hauptstadt nicht. Hier gab es nur kleinere Spezialveranstaltungen zu bestimmten Themen, aber keine größere Messe für ein breites Publikum. Das hat mich gewundert und ich war der Meinung, dass man das ändern sollte, da es in Berlin jede Menge Leute gibt, die sich für Literatur interessieren – und auch viele tolle Verlage.
SC: Hinter der Organisation steht der Bücherzauber e.V., dem Sie vorstehen. Seit wann gibt es diesen Verein und was sind dessen Ziele?
SBG: Den Verein habe ich Anfang des Jahres mit einigen Mitstreitern gegründet. Unser Ziel ist die Leseförderung. Dazu gehört es eben auch, Veranstaltungen zu organisieren, auf der die Leser Verlage und Autoren treffen, Lesungen besuchen und neue, besondere Bücher entdecken können. Eine solche Veranstaltung soll die Buch Berlin werden. Sollte am Ende der Messe Geld übrig bleiben, werden wir davon Kinderbücher kaufen und diese an soziale Einrichtungen spenden. Es wäre doch zum Beispiel toll, wenn die Arche jedem von ihr betreuten Kind ein Buch zu Weihnachten schenken könnte.
SC: Ist die Buch Berlin eher als Branchen- oder Publikumsmesse konzipiert?
SBG: Es ist ausdrücklich eine Publikumsmesse. Die Leser sollen hier einen schönen Tag verbringen, in besonderen Büchern stöbern, Lesungen besuchen, tolle Geschenkideen für Weihnachten entdecken, mit Autoren plaudern und ein gutes Catering genießen. Für die kleinen Besucher gibt es einen Kinderbereich mit Bastelstand und eigener Lesebühne.
Aber natürlich freuen wir uns auch über den Besuch interessierter Buchhändler, die nach neuen Büchern für ihr Sortiment Ausschau halten wollen – Bücher, die bei den großen Buchmessen in Frankfurt oder Leipzig entweder untergehen oder gar nicht vertreten sind, weil sich die kleinen Verlage eine vierstellige Standgebühr gar nicht leisten können.
Die großen Namen fehlen bei uns absichtlich – wir wollen, dass die Leser neue Bücher entdecken, nicht die ewig gleichen Bestseller, die in jeder Buchhandlung stehen. Und ich verspreche: Es sind hunderte von tollen Büchern aus allen Sparten dabei, die sich lohnen, entdeckt zu werden.
SC: Veranstaltungsort ist der Audimax der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in der Treskowallee. Wie kamen Sie auf diesen eher kulturfremden Ort?
SBG: Wir haben lange nach einer einigermaßen zentralen, atmosphärisch schönen und vor allem preiswerten Location mit der entsprechenden Größe gesucht – immerhin wollten wir die Standgebühren so kalkulieren, dass auch kleine Verlage sich die Teilnahme leisten können. Die Besucher sollten nur 2,50 Euro Eintritt bezahlen – Kinder, Schüler, Studenten und Auszubildende gar nichts. An der HTW sind wir schließlich fündig geworden.
Da wir aber bereits in diesem Jahr viel mehr Standanfragen hatten als wir Stände anbieten konnten, geht die Suche für die 2. Buch Berlin im November 2015 von vorn los. Wir möchten die Standkapazitäten gern verdoppeln, brauchen also eine Location mit rund 1.200 Quadratmetern. Leider sind die üblichen Locations so teuer, dass wir die Standgebühren deutlich anheben müssten, und das wollen wir auf keinen Fall. Wir müssen uns also wieder etwas einfallen lassen.
SC: Was können die Besucher der Messe in puncto Veranstaltungen erwarten?
SBG: Rund 100 Lesungen auf zwei Bühnen.
SC: Aus welchen Genres und geographischen Regionen stammen die ausstellenden Verlage?
SBG: Rund sechzig Verlage aus ganz Deutschland und sogar aus Österreich werden bei der Buch Berlin ihr Programm vorstellen. Zwanzig Verlage kommen aus Berlin und Brandenburg.
Ob Fantasy, Krimi, Thriller, Science Fiction, Horror, Liebesroman, Lyrik, Kinder- und Jugendbuch, Kunstband, mehrsprachige oder Sachbücher – aus jedem Bereich sind diverse Verlage vertreten. Auch besondere Geschenkideen wie Badewannenbücher für Erwachsene oder ein individuelles Daumenkino sind bei der Buch Berlin zu finden.
SC: Für den letzten freien Ausstellungsplatz haben Sie sich eine besondere Aktion ausgedacht.
SBG: Der letzte freie Stand wird zugunsten der Kindernothilfe versteigert, die damit Bildungsprojekte in den ärmsten Ländern der Welt finanziert. Die Versteigerung wird vom Freitag, den 15. Oktober, bis Freitag, den 22. Oktober, 18 Uhr, auf unserer Facebookseite www.facebook.com/buchberlin stattfinden. Der Stand ist 5,6 Quadratmeter groß, besteht aus drei Tischen und bis zu vier Stühlen. Das Mindestgebot entspricht der normalen Standgebühr in Höhe von 184,80 Euro. Der Gewinner der Auktion überweist anschließend den gebotenen Betrag direkt an die Kindernothilfe – und kann somit die Spende sogar steuerlich geltend machen. Uns muss dann nur der Überweisungsbeleg vorgelegt werden.
SC: Was unterscheidet die Buch Berlin von den etablierten Buchmessen?
SBG: Es wird viel familiärer und gemütlicher. Die Leser können sich direkt mit den Autoren und Verlagen austauschen, sie sind einfach dichter dran. Es sind zum Teil ganz andere Verlage dabei. Und die Eintrittspreise liegen deutlich unter dem, was üblich ist.
SC: Worauf freuen Sie sich besonders?
SBG: Auf viele lesebegeisterte Besucher, den Austausch mit den Kollegen, auf strahlende Kinderaugen und darauf, dass endlich einmal Bücher im Mittelpunkt stehen, die sonst eher ein Schattendasein führen – obwohl sie viele Leser verdienen.
SC: Sie sind selbst als unabhängige Verlegerin tätig und publizieren im Verlag Biber & Butzemann Feriengeschichten für Kinder, die in verschiedenen Urlaubsregionen Deutschlands spielen. Was macht die Arbeit in einem Kleinverlag aus und was sind die Schwierigkeiten in Konkurrenz zu den großen Mitbewerbern?
SBG: Wir Kleinverlage haben es deutlich schwerer, die Leser auf unsere Bücher aufmerksam zu machen, da wir kein großes Budget für Anzeigen, Pressearbeit und Marketingaktivitäten haben. Außerdem drucken wir kleinere Auflagen – und das in der Regel in Deutschland oder der EU, darum sind die Preise der Bücher oft ein klein wenig höher. Meine Softcover-Bücher mit 100 Seiten kosten zum Beispiel 9,95 Euro. Für diesen Preis kann ein großer Verlag ein Hardcover anbieten.
Allerdings arbeiten wir kleinen Verlage oft in Nischen, die für die Großen gar nicht interessant sind, in meinem Fall sind es beispielsweise regionale Kinderbücher, die mal an der Ost- oder Nordsee spielen, mal in Berlin, im Harz oder Bayern. Hier gibt es gar keine Konkurrenz zu anderen Verlagen – das Problem liegt eher darin, dass die meisten Eltern und Großeltern gar nicht wissen, dass es uns gibt. So geht es vielen kleineren Verlagen – aber genau das wollen wir mit der Buch Berlin ändern.
SC: Wir danken für Ihre Antworten und wünschen der Buch Berlin ein gutes Gelingen.
Interview: Mirco Drewes
Foto: Privat
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