
27.06.2013 || StageCat: Sie haben eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht und danach als Tennislehrer gearbeitet. Wie kamen Sie letztlich zur Comedy?
Django Asül: Die Antwort steckt schon in der Frage: Wer viel Zeit am Bankschalter verbringt und dann verschiedenste Tennisschüler hat, kennt sich aus mit Menschen und kann das Leben nur noch bedingt ernst nehmen. Das restliche Rüstzeug wie Wortschatz, Auffassungsgabe und Allgemeinwissen verdanke ich selbstverständlich nicht mir, sondern dem bayerischen Abitur.
SC: Seit 2011 sind Sie offiziell deutscher Staatsbürger. Wie fühlt sich das an und was hat sich dadurch verändert?
DA: Nichts ist mehr so wie es war. Allein schon die historische Verantwortung, die ja jeder Deutsche hat, sorgt dafür, dass ich morgens kaum aus dem Bett komme, weil das ja doch sehr auf die Schultern drückt.
SC: Fühlen Sie sich eher als Deutscher, Türke, Bayer …?
DA: Da mich weder Deutschland noch die Türkei, sondern immer schon Niederbayern sehr stark geprägt hat: Eindeutig Niederbayer. Man ist ja doch immer das Resultat seines Umfelds. Deutschland lernte ich ja erst später auf Tournee kennen. Und die Türkei war für mich als Kind ein orientalischer Durchlauferhitzer mit einem Hauch Urlaub.
SC: Ein Deutsch-Türke, der Niederbayrisch spricht – wie kommt das an?
DA: Ich verstehe mich und kann meinen Worten und Gedanken meist mühelos folgen. Also kommt es an.
SC: Wie kam es zu dem Pseudonym Django Asül?
DA: Das ist ein Kollateralschaden aus meiner Sparkassenzeit. Das haben wir, also zwei Kollegen und ich, mal ausgedacht bei einem Betriebsausflug. Und naiv wie ich bin, habe ich das später übernommen, als ich mal schauen wollte, wie es auf der Bühne so ist.
SC: Ihr neustes Programm heißt „Paradigma“. Worum geht es?
DA: Um unsere Sichtweise und ob alles so ist, wie wir es denn sehen. Das fängt bei Deutschland an, führt über EU und Europa letzten Endes zu mir und der Frage: Sehe ich als Deutscher die Dinge jetzt anders? Und werde ich anders gesehen? Paradigma heißt ja auch nur „Sicht auf die Dinge“. Aber aus Solidarität mit den Griechen nahm ich das griechische Wort dafür. Der Grieche ist quasi der Ossi unter den Europäern. Da darf man ihn nicht hängen lassen.
SC: Was ist besser: das Programm ansehen oder die gleichnamige CD kaufen?
DA: Eine CD ist eine ungefähr einstündige Momentaufnahme eines Programms, das fast zwei Stunden dauert. Das Bühnenprogramm hingegen wird dauernd aktualisiert. So gesehen kann ich sagen: Das Programm schaut man sich an, um einen schönen Abend auf angeblich hohem Niveau zu erleben. Die CD nimmt man als Beweis mit, dass man da war. Oder als Geschenk. Oder um zumindest einen Teil auswendig zu lernen.
SC: Ist politisches Kabarett für Sie eine Herausforderung?
DA: Sagen wir mal so: Langsam läuft der Kabarettist Gefahr, von den Politikern getoppt zu werden. Aber wir bleiben dran und geben nicht auf.
SC: Wie nervös sind Sie noch vor Live-Auftritten? Oder ist Stand-Up-Comedy für Sie mittlerweile zur Routine geworden?
DA: Routine ist immer schlecht. Ich bin zwar nicht nervös, habe aber immer eine positive Spannung ab 19.58 Uhr. Immerhin warten ja da ein paar hundert Leute und haben ein Recht auf eine Riesengaudi. Das ist nicht selbstverständlich. Da kann man sich nur voller Demut drauf freuen.
SC: Wenn Sie nicht Comedian geworden wären, welchen Beruf würden Sie dann ausüben?
DA: Wahrscheinlich wäre ich dann Produktmanager bei Audi. Ob das Audi auch so sieht, müsste der Audi-Vorstand beantworten.
SC: Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
DA: In meinem näheren Umfeld in Sichtweite.
Django Asül, Niederbayern, 21.06.2013
Interview: Darja Schmidt
Foto: Ron Ronson