
07.11.2023 || Die renommierte Klimatologin Friederike Otto ist die Stimme zur Klimakrise. Seit Jahren klärt sie über den menschengemachten Klimawandel auf. Für ihre Forschung (u. a. an der Universität Oxford) erhielt sie in diesem Jahr den Deutschen Umweltpreis. Bereits 2019 erschien ihr erstes Sachbuch Wütendes Wetter, in dem sie die extremen Wetterereignisse unserer Zeit physikalisch erklärt: Hitzewellen und Kältewellen; Dürren und Waldbrände; Stürme, Starkregen und Hochwasser. Nun erscheint am 28.12.2023 ihr neues Buch im Ullstein Verlag: Klimaungerechtigkeit. Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat richtet den Fokus auf die ethische Debatte um Klimagerechtigkeit, globale Verantwortung, soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Ein Buch zum Lesen und Handeln!
Wie extreme Wetter entstehen: Die Grundlagen des Klimas
Die renommierte Klimawissenschaftlerin Friederike Otto ist dafür bekannt, dass sie die globale Klimakrise leicht verständlich erklären kann. Otto hat zehn Jahre an der Universität Oxford geforscht und erhielt für ihre Pionierarbeit im Oktober den Deutschen Umweltpreis. Als Publizistin veröffentlichte sie bereits 2019 ihr erstes Sachbuch zum Klimawandel. Wütendes Wetter. Auf der Suche nach den Schuldigen für Hitzewelle, Hochwasser und Stürme wurde schnell zum Bestseller und kann als Vorläufer für ihr neues Buch angesehen werden. Es lohnt sich durchaus, beide Sachbücher zu lesen, denn Wütendes Wetter bietet faszinierende Einblicke in die absoluten Grundlagen der Klimaforschung und Physik: Otto erklärt darin anschaulich, wie Daten wissenschaftlich analysiert und interpretiert werden, Zukunftsszenarien entworfen und Wahrscheinlichkeiten berechnet. Zudem stellt sie bereits im ersten Buch den Begriff „Klimagerechtigkeit“ vor: ein Konzept aus der Umweltforschung, das die ethischen und sozialen Dimensionen des menschengemachten Klimawandels behandelt – vor allem das „Verursacherprinzip“, nach dem zwar der globale Westen den Klimawandel herbeigeführt hat, jedoch vor allem der globale Süden seine Auswirkungen spürt.
Genau an dieser Stelle knüpft Friederike Ottos neues Buch an, das am 28. Dezember abermals im Ullstein Verlag erscheint. Aus „Klimagerechtigkeit“ wird nun „Klimaungerechtigkeit“, deren Ursachen und Folgen, laut Otto, häufig auf soziale Ungleichheit zurückgeführt werden müssen. Die Professorin beruft sich dabei auf Erkenntnisse aus der Zuordnungsforschung, die sie selbst maßgeblich mitbegründet hat: ein Teilbereich der Klimatologie, der untersucht, inwieweit einzelne Extremwetterereignisse auf den menschengemachten Klimawandel zurückgeführt werden können – oder auf soziale Benachteiligung, die bereits vor dem Ereignis existierte.
Klimagerechtigkeit: Ein Ansatz zwischen Physik und Moral
Otto weist diese Zusammenhänge anhand einer klaren Struktur nach: Klimaungerechtigkeit ist in acht konkrete Fallbeispiele von globalen Naturkatastrophen gegliedert, deren Umstände miteinander verglichen werden – von der Ahrtal-Flut über Hochwasser in Pakistan bis zu Buschbränden in Australien. Die aktuellen Überschwemmungen in der Toskana konnten so kurz vor dem Druck natürlich nicht mehr ins Buch aufgenommen werden. Otto deckt in ihren Beispielen überraschende Zusammenhänge auf und zeigt, wer warum von den Folgen des Klimawandels betroffen ist. Hauptsächlich geht es um gesellschaftliche Strukturen, durch die bestimmte Gruppen benachteiligt werden – vor allem Kapitalismus und Neokolonialismus, Rassismus und auch Sexismus. Dabei stellt sie klar, dass Klimakatastrophen zwar nicht alle gleich treffen, aber letztendlich alle von uns treffen können – selbst Reiche in Kalifornien oder New South Wales.
Eine gemeinsame, globale Agenda ist also notwendig. Allerdings sieht Friederike Otto keine großartigen Fortschritte in dieser Richtung. Bereits seit Jahren kritisiert die Autorin öffentlich die bundesdeutsche Klimapolitik. Auch den Medien wirft sie vor, dass sie Klimakatastrophen vor allem als Ereignisse zum Staunen und Gruseln darstellen, statt über die Ursachen, Folgen und Alternativen aufzuklären. Der Mangel an Information durch Politik und Medien scheint gewollt, so Otto, damit sich echte Veränderungen nicht durchsetzen können. Ihr neues Buch füllt nun diese Informationslücke – lesen und handeln allerdings müssen wir alle selbst!
Über die Autorin:
Friederike Otto (geb. 1982 in Kiel) ist Physikerin, Klimatologin, Professorin und promovierte Philosophin. Innerhalb der Klimawissenschaft hat sie die neue Teildisziplin der Zuordnungswissenschaft (Attribution Science) mitentwickelt. Ihre Forschungen führten sie u. a. an die Universität Oxford und das Grantham Institute for Climate Change am Imperial College London. Das TIME Magazine listete sie 2021 unter den 100 einflussreichsten Menschen weltweit auf. Im Oktober 2023 erhielt sie den Deutschen Umweltpreis. Friederike Otto ist Autorin eines 2019 erschienenen Sachbuchs: Wütendes Wetter. Auf der Suche nach den Schuldigen für Hitzewelle, Hochwasser und Stürme.
Text: PB
Verlag: Ullstein