
15.04.2015 || Stagecat: Euer Sound hat etwas minimalistisches. Woher kommt das?
Uzi: Ich liebe den Minimalismus. Sehr viele tolle Angebote habe ich bekommen, gerade weil ich eine reduzierte Art habe zu trommeln. Das ist mein Ding und zieht sich durch meine komplette musikalische Laufbahn. Glücklicherweise haben bei Youloosie alle genau darauf Bock - viel Effekt mit wenig Mitteln. Gordon Raphael hat das Ganze dann perfektioniert – in unseren Ohren.
SC: Wie kam die Zusammenarbeit mit ihm zustande?
Uzi: Die kurze Version: Ich hab in nem Café gearbeitet, wo er Stammkunde war. Er kannte wiederum einen Sänger, den ich auch kenne. Der hat offensichtlich irgendwann mal über mich erzählt. Irgendwann hab ich eine Chai Latte an Gordons Tisch gebracht und er nur: „Hey, are you Uzi Mayer?“ und ich: „Yes“. Er: „Hey, I’m Gordon Raphael“ und ich: „Hey Gordon“ (lacht)
SC: Wusstest du vorher, dass er das ist ist?
Uzi: Nee, das wusste ich nicht. Ich habe aber auch echt ein paar Sekunden gebraucht, in denen sein Name mir durch den Kopf gelaufen ist. Am Ende der Schleife habe ich dann natürlich die Verbindung zu den Strokes herstellen können. „Nice to meet you Gordon“ hab ich gesagt. (Lacht) Wir haben uns angefreundet.
Als Jule und ich nach einiger Zeit eine Handvoll Songideen am Rechner vorproduziert hatten, hab ich zu Jule gesagt. „Weißt du, wer das produzieren muss? Gordon!“ Also habe ich ihm geschrieben und er hat zugesagt. Aber ihn für ‘ne Woche zu kriegen, also einen Zeitraum, der auch nicht erst drei Jahre in der Zukunft liegt, war schon absolut unglaublich. Schließlich ist er echt ständig unterwegs und nimmt jeden Tag irgendwen anders auf.
Naja, jedenfalls kam er dann zu uns nach Hause und wir haben uns zusammen die Songs angehört und er hat sich dabei Notizen gemacht.
Um aber auf den Punkt zurückzukommen, warum das alles so leicht und minimalistisch klingt: Weil Gordon Raphael weiß, wie man Instrumente mischt. Ein Produzent kann dir bei der Aufnahme einen Sound geben, an den du vielleicht vorher gar nicht gedacht hast. Wir wussten auch selbst nicht, dass wir so klingen werden, wenn wir das aufnehmen.
SC: Daran sieht man, wie maßgeblich die Zusammenarbeit mit einem Produzenten ist…
Uzi: Es gibt natürlich Produzenten, die den Deal mit der Band haben, dass sie nur die Technik bedienen und die Band entscheidet, wie es zu klingen hat. Es gibt aber auch solche mit denen man zusammen arbeitet weil man will, dass genau sie dich produzieren. Aufgrund des Sounds, den sie aus Bands rausholen. Auch echt gute, große Musiker begeben sich ja in die Hände von bekannten Produzenten und wissen nur dass es gut wird. Wie genau es später klingen soll, weiß wahrscheinlich nicht mal der Produzent selbst.
SC: Irgendetwas muss er aber von Anfang an in eurer Musik gehört haben, dass er zugestimmt hat euch zu produzieren.
Uzi: Er hat gesagt, dass es diese Naivität ist. Dass man hört, dass wir keine Schreiber-Typen sind, dass es Phrasen sind, die wir wiederholen und wir genau das eigentlich als ein weiteres Instrument einsetzen. Er musste auch als wir uns die Demos zuhause angehört haben zwischendurch in sich hinein lachen. (macht das Lachen nach) „Men you are so funny“ hat er gesagt. Das war echt witzig.
SC: Ward ihr aufgeregt als er gesagt hat, er kommt mal vorbei?
Uzi: Nö. Wir hatten auch vorher schon mal musikalisch mit ihm zu tun. Allerdings waren wir da mit einer fertigen Produktion bei ihm im Studio um das von ihm abmischen zu lassen, haben also nicht wirklich aktiv aufgenommen. Aber er war ja auch einfach schon ein Freund von uns und nicht mehr der „Star“.
SC: Dass du und Jule euch getroffen habt ist ja schon irgendwie wie ein Knotenpunkt, an dem alles zusammenläuft oder?
Uzi: Ja, manchmal schon fast erschreckend wie gut alles für uns gelaufen ist. Auch dass wir uns entschieden haben weiter Musik zu machen, als Jule schwanger geworden ist. Wenn man Musik macht, dann will man auch jedes bisschen, was man sich aufgebaut hat bewahren. Und seien es nur 100 Fans auf Facebook oder so. Wir konnten zwar nicht krass abfahren und rumspringen und sowas, aber wir konnten ins Studio gehen und die Songs einmal richtig gut aufnehmen. Wir haben dann ein bisschen Geld zusammen gekratzt und das Ganze auf Vinyl pressen lassen. Und als Piet dann da war konnten wir wieder anfangen uns mit Konzerten auseinanderzusetzen.
SC: Würdest du sagen, dass einfach die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren?
Uzi: Youloosie ist ein bisschen wie ein Gericht das wir gekocht haben. Die Mischung von allen Personen, die daran mitgewirkt haben, macht es aus. Trotzdem hat Jule eigentlich mit der elektronischen Musik und den Synthesizern den Grundstein gelegt. Ich hab dann nur die Akustischen Instrumente dazu gebracht.
SC: Und Jule hat durch all die Projekte ihr musikalisches Talent entdeckt?
Uzi: Das Talent war ja die ganze Zeit da und wurde nur nicht genutzt… Für sie ist all das aber auch nicht mehr wegzudenken.
SC: Würdest du sagen, dass hier in Berlin ein anderes kreatives Umfeld ist, in dem für dich mehr möglich ist als zum Beispiel in deiner Heimatstadt Wiesbaden?
Uzi: Definitiv. Ich nutze aber nicht mehr als ich in Wiesbaden genutzt habe. Das ist eigentlich eine Schande, denn es gibt hier in Berlin ja so ein riesen großes kulturelles Angebot. Aber davon bekomme ich momentan wenig mit, weil Piet uns so auslastet (lacht)
SC: Du findest also nicht, dass hier mehr kreativer Input kommt?
Uzi: Ich finde, dass es in Wiesbaden nach wie vor für seine Größe einen ziemlich großen In- und Output gibt. Es kamen nicht umsonst immer irgendwelche Perlen aus Wiesbaden. Alle paar Jahre gab es irgendwen, der deutschlandweit irgendetwas erreicht hat. Es gibt schon viele Kreative in der kleinen Stadt. Man mag es nicht glauben. Trotzdem war es ein anderer Zeitabschnitt meines Lebens.
SC: Radioeins (Für alle nicht-Berliner: ein beliebter Berliner Radiosender, Anm. d. Red.) hat euren Song eine Zeit lang richtig oft gespielt. Wann habt ihr ihn zum ersten Mal gehört?
Uzi: Das war zufällig und auch erst, nachdem er schon ein paar Wochen lief. Alle anderen um mich herum haben ihn immer schon gehört, nur ich nicht. Natürlich habe ich so viel wie möglich Radioeins gehört – nie kam er. An irgendeinem Sonntag standen Jule und ich in der Küche und plötzlich kam er. Da haben wir richtig gefeiert. Es war einfach super, dass es gespielt wurde. Radioeins war uns von den Radiosendern schon auch am wichtigsten. Deshalb war es doppelt cool, dass „Devil“ dann genau da gespielt wurde. Es lief bestimmt acht Wochen.
SC: Wie geht es weiter für euch?
Uzi: Momentan geht es darum, die bestehenden Songs und die fertigen neuen Songs zu proben und live zu spielen, damit wir unser Programm erweitern können. Ins Studio gehen wir erstmal nicht. Das kommt dann später.
SC: Wir freuen uns drauf. Danke für das Gespräch Uzi.
Uzi: Ich danke euch.
Interview: Lotta Lewis
Foto: Carsten Anders