27.02.2014 || StageCat: Dich kennt man vor allem als eine Hälfte des Kabarett-Duos FaberhaftGuth. Erzähl uns von den Vor- und Nachteilen, die Publikumsaufmerksamkeit teilen zu müssen.
Dietrich Faber: Die Nachteile sind so groß, dass wir uns nun ja eine Duo-Pause auferlegt haben. Im Ernst: Ich mag gerne das Zusammenspiel im Duo, allerdings kommt nach 20 Jahren gemeinsamen Tourens eben auch mal ein Wunsch auf, sich zu verändern. Und nun gehen wir eben beide auf Solopfaden und entwickeln uns unabhängig voneinander weiter. Lustigerweise arbeiten wir ja trotzdem wieder mit anderen Bühnenpartnern zusammen, sowohl Martin Guth, als auch ich haben Musiker mit im Gepäck.
SC: Erzähl uns davon, wie Du zum Kabarett gekommen bist – und wie zu Deinem Ex-Bühnenpartner Martin Guth.
DF: Wir kennen uns schon von der Schule und haben bereits dort angefangen, kleine Sketche zu entwickeln. Daraus wurde Stück für Stück mehr und irgendwann wagten wir ein erstes spätpubertäres Programm. Und das Anfang der 90er, da gab es den Begriff Comedy in Deutschland noch nicht. Wir blieben dran, brachen erfolgreich unsere Studiengänge ab, und machten es schließlich zu unserem Beruf.
SC: Wie würdest Du Deine Bühnenkunst charakterisieren?
DF: Es ist eine Mischung aus Kabarett, Comedy, Lesung und Musik. Ich mache aus meinen Bröhmann-Krimi-Komödien eine, wie man mir nachsagt, furiose Show und lasse dabei die Figuren aus den Büchern in unterschiedlichster Weise lebendig werden.
SC: Wie gehst du mit Lampenfieber um?
DF: Bei Premieren versuche ich mich darauf zu konzentrieren, was zu tun ist und versuche nicht darüber nachzudenken, wer da im Publikum sitzt und was im schlimmsten Falle alles passieren könnte… was mir allerdings nicht immer gelingt. Zum Glück lässt das Lampenfieber stark nach, wenn eine Show eingespielt ist. Sonst wäre mir der Job zu stressig.
SC: Was ist Dein Lieblingsspielort und warum?
DF: Oh, da gibt es viele. Da kann ich wirklich keinen alleinigen herausgreifen. Da sind im Laufe der Jahre sehr viele zusammengekommen. Darum hätte ich jetzt Angst, dass ich eine Bühne vergesse. Ich liebe auf jeden Fall die Abwechslung, also sowohl vor 700 Leuten bei Heimspielen, als auch in der Fremde vor 80 zu spielen. Beides hat seinen Reiz.
SC: Erinnerst Du Dich an den allerersten Job, den Du angenommen hast?
DF: Ich glaube, das war bei einem kirchlichen Gemeindefest in meinem Heimatort. Da habe ich Boris Becker parodiert, und mein Vater hatte mich interviewt. Die erste Gage gab es bei der Weihnachtsfeier von Martin Guths Tennisverein. Da war Boris Becker dann natürlich wieder dabei. Ich weiß noch, dass ich mit einem Becker-Hecht auf die nicht vorhandene Bühne sprang und Martin drei seiner selbstkomponierten Schlager sang, damit wir auf die vereinbarten 60 Minuten kamen.
SC: Wer oder was gibt Dir Inspiration?
DF: Natürlich zum einen das Leben an sich, wie man so schön sagt. Allerdings habe ich Erfahrung gemacht, dass Inspiration nicht immer von alleine kommt. Ich schaffe mir ein Umfeld und den Raum dafür, dass Ideen entstehen können. Zum Beispiel ziehe ich mich zum Schreiben gerne in die Einöde zurück.
SC: Du bist nicht nur Kabarettist, sondern auch erfolgreicher Krimiautor. Deine Romane „Toter geht´s nicht“ und „Der Tod macht Schule“ haben es auf die Bestsellerlisten geschafft. Was machst Du lieber und wieso?
DF: Da ich aus meinen Büchern ja eine Buchshow entwickle und mit dieser auftrete, kann ich beides miteinander kombinieren. Es gibt da einige Schnittstellen zwischen Schreiben und Performen. Auch das Einlesen der Hörbücher ist für mich eine große Freude. Ich bin allerdings sehr glücklich und dankbar, dass ich durch die Bucherfolge zur Zeit die Freiheit habe, nur so viel auf Tour zu sein, wie ich möchte. Das ist sehr angenehm für mich. Ich liebe die Ruhe und den Rückzug beim Schreiben.
SC: Dein dritter Roman „Tote Hunde beißen nicht“ mit dem Vogelsberger Kommissar Bröhmann ist gerade erschienen, wieder im Rowohlt-Verlag. Warum sollte man dieses Buch unbedingt lesen?
DF: Weil ich doch stark hoffe, dass mir der Mix aus Komik und Spannung mit Charme, Witz und Tiefgang wieder gelungen ist. Bröhmann ist ein ganz besonderer Kommissar, eigentlich eine Memme, der trotzdem an seinen Aufgaben wächst. Sowohl als Polizist, als auch als Familienvater.
SC: Erzähl uns, was Du für die nächste Zeit an Projekten in der Schublade hast.
DF: Erst einmal gilt meine gesamte Aufmerksamkeit der neuen Show zum Buch. Dann werde ich weiter mit der Best-of-Bröhmann-Show touren und davon vermutlich im Winter einen DVD-Mitschnitt machen lassen. Und ich hoffe noch stark, dass es mit einer TV-Verfilmung klappt. Das wäre natürlich ein Traum. Wie es dann weitergeht, weiß ich noch nicht genau. Ich habe einige Ideen, sowohl für ein neues Buchprojekt, als auch für ein Liveprogramm. Doch da ist noch nichts spruchreif.
SC: Was ist der beste Teil Deiner Arbeit?
DF: Die Abwechslung aus Rückzug und Öffentlichkeit.
SC: ...und worauf könntest Du in Deinem Job am ehesten verzichten?
DF: Auf die Dramen, die sich abspielen, wenn man krank ist und ein Auftritt in unmittelbare Nähe rückt.
SC: Welche Tipps würdest Du jungen, aufstrebenden Kabarettisten und Autoren mit auf den Weg geben?
DF: Dass sie neben einer unbedingten Selbstüberzeugung die Fähigkeit entwickeln, sich immer wieder selbst zu hinterfragen und täglich bereit sind, an sich zu arbeiten. Dass sie sich von Miesmachern nicht von ihrem Weg abbringen lassen und sich nicht zu stark an dem orientieren, was andere machen, sondern beharrlich versuchen, ihr eigenes Ding finden.
SC: Danke für das Gespräch!
Interview: David Wölfle
Foto: Stephan Feder