
09.06.2017 || StageCat.de: In deinem Pressetext (die Standardversion, bitte sehr!) steht, dass du so viele Sieger-Whiskeys bei Poetry Slams gewonnen hast, dass du irgendwann ganz mit dem Trinken aufhören musstest, um nicht mit 25 an einer Leberzirrhose zu krepieren.
Wie fühlt man sich nach über 200 gewonnenen Poetry Slams?
Thomas Spitzer: Okay.
SC: Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
TS: Ich rede nicht groß um den heißen Brei herum.
SC: Und was macht die Leber inzwischen?
TS: Der geht’s ganz gut. Die wurde befördert und hat zwei Kinder.
SC: Was hältst du von dem Verwischen der Grenzen zwischen Poetry Slam und Comedy? Oder gibt es das nicht?
TS: Das gibt es und ist gut, weil dieses ganze Intellektualisieren, Schubladisieren und Moralisieren von Humor überflüssig ist. Dieses Ganze: Was darf Humor? Ist das jetzt Satire? Wo hört der Slam auf, wo fängt die Performance an? Usw. Furchtbar! Gutes Entertainment ist wie eine Süßigkeit. Und Süßigkeiten müssen einfach Spaß machen. Mein bester Freund ist Fitness-Trainer und der sagt immer: „Nasche nicht oft ... Aber wenn du naschst, dann nasche richtig. Nimm dir den fettesten, buntesten Donut, den du finden kannst – mit Vanillefüllung und Schokoglasur – und genieß es. Versuche nicht, gesund zu naschen.“
SC: Welche Bühne ist deiner Meinung nach besser? Poetry Slam-, Comedy-, oder Lesebühne?
TS: Mittlerweile trete ich am liebsten auf Comedy-Bühnen auf. Da hat man mehr Zeit.
SC: Wer sind deine Lieblings-Comedians / Comediennes und wieso?
TS: Bill Burr ist aktuell mein Lieblings-Comedian. Der hat eine gute Energie. Seinen Podcast höre ich immer beim Aufräumen. Außerdem verehre ich Kate McKinnon von Saturday Night Live.
SC: Darf es denn hin und wieder auch mal Kabarett sein?
TS: Kabarett ist, wenn wir bei der Süßigkeiten-Metapher von vorhin bleiben, „gesundes Naschen“: Die Leute wollen ein bisschen was über die Welt erfahren ... Aber nur in verträglichen Portionen und mit ein paar Gags aufgelockert. Das ist nicht so meins. Wenn ich etwas über die Welt erfahren will, lese ich lieber ein Buch von Zizek oder Harald Welzer.
SC: Hast du denn keine Lieblings-Kabarettisten / Kabarettistinnen?
TS: Also dieses „Die da oben stecken alle unter einer Decke“-Gelaber finde ich ganz schlimm. Wirklich. Das ist im besten Fall belanglos, im schlimmsten geht es sogar in Richtung Verschwörungstheorie. Mit so etwas wie „Gesellschafts-Kabarett“ kann ich mich schon anfreunden. Also wenn es weniger um einzelne Politiker geht als um „die Natur des Menschen“. Josef Hader und Gerhard Polt finde ich zum Beispiel super. Wobei das eigentlich die Definition von Comedy ist: Gute Comedy ist „soziologisches Kabarett“.
SC: Dein Buch Goethe, Schiller, Chinakohl beschreibt u.a. die Eindrücke deiner China/Taiwan-Reise für das Goethe-Institut. Warum sollten unsere User das Buch unbedingt kaufen?
TS: Ich weiß nicht, ob man es „unbedingt“ kaufen soll ... Aber bei Amazon hat es 10 Mal 5 Sterne bekommen. Das klingt doch cool.
SC: Einige Pressestimmen zu deinem Buch bezeichnen dieses als „beste[n] Reiseführer über China“. Wie gehst du mit solchen Kritiken um?
TS: Wenn mich jemand so hart beleidigt, muss ich das natürlich erstmal sacken lassen.
SC: Du warst im Frühjahr dieses Jahres wieder für das Goethe-Institut unterwegs. Können wir nun auf eine ähnliche Lektüre hoffen?
TS: Nein. Zwar wird 2018 ein nächstes Buch bei Bastei Lübbe erscheinen ... Aber ich sehe mich nicht als Reiseliterat. Die China-Reise 2014 war etwas Besonderes und ich wollte die Eindrücke möglichst unverfälscht wiedergeben. Aber ich mache daraus jetzt keine Nummer. So nach dem Motto „Spitzer goes to ...“ Oder wie bei Asterix: „Spitzer bei den Griechen“ Und dann sieht man mich auf dem Cover vor einer Statue mit einer kleinen Sprechblase, in der „Beim Teutates!“ steht. Nene.
SC: Wenn du so oft bei Poetry Slams oder mit dem Goethe Institut unterwegs bist, gehen da nicht schnell die Zimmerpflanzen ein?
TS: Leider kann ich keine Pflanzen haben. Ich schlafe seit fast einer Dekade zwischen 100 und 200 Nächte pro Jahr in fremden Betten. Mittlerweile habe ich aber vier Stabschrecken. Sie heißen Garry, Larry, Sally und Smarry und ernähren sich ausschließlich von Brombeersträuchern. Kein Witz.
SC: Worüber kannst du nicht lachen?
TS: Einen leeren Kühlschrank am Sonntag. (Heute.) Ne, keine Ahnung. Ich kann eigentlich über alles lachen. Ich bin auch ein großer Fan von „Roasts“. Der Comedy-Central-Roast mit Donald Trump aus dem Jahre 2011 ist ein Meilenstein jüngerer Unterhaltungsgeschichte.
SC: Was können wir von dir in Zukunft noch alles erwarten?
TS: Jetzt erstmal „Die Hazel Brugger und Thomas Spitzer haben eine Show Show“ und dann ab Herbst mein Soloprogramm „Super Funny“.
Interview: JA
Foto: Alexander Urban