05.12.2013 || StageCat: Erzählen Sie doch ein bisschen etwas über sich: Was würde zum Beispiel in einer Kontaktanzeige über Sie stehen?
Tobias Mann: Hibbelige Quasselstrippe mit stark ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, Hang zur musikalischen Meinungsäußerung und starkem Pointenauswurf sucht aufgeschlossene Männer und Frauen, die ihm nach Entrichtung eines Obolus bei einer Art kabarettistischem Ausdruckstanz zuschauen.
SC: Sie spielen Klavier, Gitarre, Klarinette und Saxophon. Liegt Musikalität in Ihrer Familie? Oder sind sie Autodidakt?
TM: Es ist schon so, dass Musik in unserer Familie immer eine Rolle gespielt hat – wenngleich auch mehr konsumierend. Es wurde immer viel Musik gehört, aber nicht so häufig selber gemacht. Meine Schwester spielt etwas Klavier - ansonsten gibt es keine Instrumentalisten. Hin und wieder wurde natürlich auch mal gesungen. Ich war irgendwie derjenige, bei dem das Interesse nach Musikmachen nie nachgelassen hat und sogar stärker wurde. Ich hatte Klavier-, Klarinette- und Saxophon-Unterricht, habe allerdings unglaublich ungerne geübt. Ich habe mich da eher von Song zu Song gearbeitet, anstatt in meinen Augen langweilige Etüden und Fingerübungen zu spielen. Gitarre habe ich mir selber beigebracht – zunächst natürlich nur, um den Mädchen zu imponieren. So bin ich heute leider kein virtuoser Musiker, kann mich aber zumindest mit viel Leidenschaft selber beim Gesang begleiten.
SC: Sie haben Wirtschaftswissenschaften studiert und sind Diplom-Kaufmann. Sie hatten sogar vor zu promovieren. Sind diese Pläne auf Eis gelegt? Oder könnte das der Plan B sein, falls es mit der Comedy mal vorbei ist?
TM: Nein, ein Plan B ist das nicht. Ich habe keinen Plan B. Die Dissertation ist eher ein interessantes Projekt, das ich irgendwie, irgendwann fertigstellen möchte. Nicht aus Gier nach einem Doktortitel oder eventueller Jobperspektive, sondern aus reinem Interesse an der Thematik. Da ich aber entgegen aktueller Trends die Arbeit selber schreiben möchte, zieht sich das alles etwas. Mein Hauptberuf auf der Bühne nimmt derzeit sehr viel Raum ein. Glücklicherweise.
SC: Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Programme und an welche Themen trauen Sie sich nicht heran bzw. meiden sie bewusst?
TM: Ich behandele auf der Bühne alle Themen, die mich persönlich interessieren, aufregen oder freuen. Insofern gibt es keine Tabus. Es gibt natürlich Dinge, die mich einfach nicht interessieren und von denen ich keine Ahnung habe. Da unterlasse ich dann natürlich die kabarettistische Auseinandersetzung. Fußball interessiert mich zum Beispiel nicht die Bohne – wenn ich mich jetzt mit einem Text über die Spielstrategie von Borussia Dortmund auf die Bühne stellen würde, wäre das einfach nicht authentisch und damit letztlich weder interessant noch witzig. Außerdem habe ich das Gefühl, dass schon genug Menschen über Dinge reden, von denen sie keine Ahnung haben. Da muss ich das nicht auch noch tun.
SC: Als „Mann des Monats“ schreiben sie bei der Allgemeinen Zeitung Rhein Main Presse eine monatliche Kolumne. Außerdem erschien dieses Jahr Ihr Buch „Hilfe, die Googles kommen!“. Haben Sie das Schreiben für sich entdeckt? Und was macht Ihnen mehr Spaß: die Live-Auftritte oder die schriftstellerische Tätigkeit?
TM: Im Grunde schreibe ich ja schon sehr lange - meine Solo-Programme zum Beispiel. Davor habe ich für eine A-Cappella-Gruppe und diverse Bands unzählige Lied-Texte verfasst und musste natürlich auch im Studium etliche Abhandlungen in den Computer hacken – das Schreiben ist also eigentlich nichts Neues für mich. Dennoch habe ich gerade das Buchschreiben doch sehr unterschätzt. Es ist schon etwas völlig anderes, ob man für die Bühne schreibt oder für ein lesendes Publikum. Das war eine Herausforderung, die mir sehr viel Spaß gemacht hat. Dennoch ist das Live-Spielen meine große Leidenschaft. Auf der Bühne fühle ich mich zu Hause.
SC: Weswegen sollte man Sie live auf der Bühne gesehen und warum Ihr Buch gelesen haben?
TM: Das sind einfach zwei verschiedene Sportarten. Als Bühnenkünstler trete ich natürlich sehr viel unmittelbarer mit dem Publikum in Kontakt als auf den Buchseiten – live sprüht die Energie, da spiele ich Songs, da gehe ich aus mir raus, da bin ich in Rage, da gebe ich alles. Der Vorteil des Buches auf der anderen Seite ist sicherlich, dass der Leser mehr Zeit mit mir und meinen Gedanken verbringt und reflektierter an die Texte herangehen kann. Da lässt sich eine Geschichte sehr viel vielschichtiger erzählen als auf der Bühne.
SC: Gewähren Sie und einen Einblick: Welche Projekte stehen im nächsten Jahr an?
TM: Ich werde meine Dauertournee mit dem neuen Programm „Verrückt in die Zukunft“ fortsetzen und die Bühnen des Landes dort bespielen, wo man mich lässt. Es wird auch hie und da medial etwas passieren. Dazu kann ich im Moment aber noch nichts sagen. Man darf gespannt sein – ich bin’s auf jeden Fall.
SC: Mit welchem Künstler würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten und warum?
TM: Wenn ich hier mal ganz fürchterlich unrealistisch werden darf: Mit Dave Grohl, dem Frontmann der Foo Fighters. Hammermusiker, toller Typ – mit dem zusammen mal auf der Bühne einen Song zu spielen, wäre schon echt ein Traum.
SC: Ihr Lieblingswitz:
TM: Was bekommt man, wenn man einen Zeugen Jehovas mit einem Atheisten kreuzt? Jemanden, der völlig sinnlos bei Dir klingelt.
SC: Worüber können Sie nicht lachen?
TM: Letzten Endes besitzt jede Tragik auch irgendwo humoristisches Potential. Das mag nicht auf den ersten oder zweiten Blick erkennbar sein, aber wenn man intensiv danach sucht, findet man es auch. Manchmal ist Humor sogar das einzig probate Mittel, um mit dem Wahnsinn in der Welt klarzukommen.
SC: Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
TM: Auf der Bühne mit meinem sechsten oder vielleicht sogar schon siebtem Programm. Möglicher Titel: Alles außer Fußball.
SC: Wie sieht ein freier Tag im Leben des Tobias Mann aus?
TM: Ich bin ein Familienmensch und daher äußerst gerne Papi und Ehemann. Darum genieße ich jede freie Minute mit meiner Frau und meinem Sohn.
SC: Weihnachten steht vor der Tür: Irgendwelche Tipps, wie man diese Zeit möglichst stressfrei übersteht?
TM: Verreisen. Weit weg. Möglichst in eine andere Zeitzone. Neuseeland wäre wahrscheinlich am besten. Wenn das nicht möglich ist – die Weihnachtstage einfach nicht so wichtig nehmen und bewusst ganz entspannt angehen. Das ist natürlich völlig unrealistisch. Also bleibt doch nur Neuseeland, fürchte ich. Oder im Kreise der Familie Weihnachtslieder singen – mit Dave Grohl an der Gitarre.
Interview: Darja Schmidt
Foto: Thomas Klose