
23.10.2012 || StageCat: Du bist Moderatorin, Schauspielerin, Redakteurin und Autorin. Eine ganze Menge, doch was genau hat dich zur deutschen Medienbranche gebracht und was ist daran so reizvoll?
Ruth Moschner: Als Schauspielerin würde ich mich nicht bezeichnen. Obwohl ich damit angefangen habe, als Laiendarstellerin bei Aktenzeichen XY ungelöst im zarten Alter von vier Jahren.
Ich war als Kind unglaublich schüchtern, aber die Arbeit vor der Kamera fand ich stets super. Durch mein Ballettstudium stand ich dann auch früh auf der Bühne. Außerdem war ich schon immer fasziniert von Büchern und habe deshalb schon ganz früh lesen gelernt, um all die tollen Geschichten kennenzulernen. Bereits im Kindergarten habe ich angefangen, meinen Kumpels und Kumpelinen neue Geschichten zu erzählen.
Ich finde, es ist ein großes Geschenk, wenn man in so einem Berufsfeld arbeiten darf. Ich bekomme tolle Rollenangebote, darf TV-Shows präsentieren und das Sahne-Häubchen ist nun, dass ich mich in den letzten Jahren als Autorin von Kolumnen und Büchern etablieren konnte. Ich kann es manchmal gar nicht fassen, dass nun schon mein fünftes Buch auf dem Markt ist, plus Bücher an denen man mitgewirkt hat.
Mein persönlicher Reiz ist das Gestalten. Ich möchte beim Moderieren wie ein Dompteur die Einzelteile einer Show zusammenstellen und so miteinander verbinden, dass sie für den Zuschauer im richtigen Rhythmus stattfinden und ihn oder sie somit gut unterhalten. Beim Schreiben kann ich zusätzlich meine Erlebnisse und mein tägliches Kopfkino verarbeiten. Da kann es mitunter auch mal deutlicher werden als im Fernsehen. Beides zusammen ist eine herrliche Kombination.
SC: Verrate uns dein Erfolgsrezept?
RM: Natürlich gehört gerade in der Branche viel Glück und Timing dazu, aber um ehrlich zu sein: ich bin einfach wahnsinnig fleißig.
SC: Im Oktober erscheint dein neues Buch „Backen für Angeber“, das klingt nach Schokotorte der Königsdisziplin oder ist das auch für Backanfänger geeignet?
RM: Natürlich. Ich hüpfe gerade deshalb fröhlich wie ein Flummi in meiner Wohnung herum, weil ich von einem großen Gastrokritiker 5 von 5 möglichen Löffeln bekommen habe mit der Begründung, dass die Rezepte nicht nur kreativ und lecker sind, sondern eben auch sehr gut nachzuvollziehen. Und genau das war mein Ziel. Mit diesem Buch kann jeder ohne großen Aufwand zum Angeber werden.
SC: Und womit gibst du noch gerne an?
RM: Ich bin eigentlich gar keine Angeberin, sondern, wie wohl jede Frau eine Tiefstaplerin. Deswegen ist es super, dass man das mit Kuchen ausleben kann. Da ist keiner sauer oder eifersüchtig, weil die ja Süßes als Belohnung bekommen.
SC: Die jungen Leute von heute können ja alle nicht mehr kochen, heißt es. Wie steht es mit dem Backen. Und, warum sollte man das unbedingt können?
RM: In meinem Freundeskreis gibt es einige Hobbyköche, übrigens mehr Männer als Frauen hinterm Herd. Selbstgebackenes ist einfach Genuss für Gaumen und Seele. Ein guter Kuchen gelingt ja nur mit Liebe und Leidenschaft und ich finde, das schmeckt man dann auch. Da leuchten doch gleich die Augen, wenn man was Selbstgebackenes mitbringt. Man bekommt auch mehr Respekt vor Lebensmitteln, wenn man sie selbst verarbeitet und merkt, was man alles daraus zaubern kann. Wenn ich selbst backe, weiß ich, dass da nur wertvolle Zutaten drin sind, die mir gut tun, keine versteckten Transfette, fiesen Chemie-Backtriebmittel oder Pseudo-Aromen. Wenn man einen nachhaltigen Lebensstil pflegt, dann darf und soll man auch ohne Reue genießen.
SC: Backen ist für dich?
RM: Backen ist für mich Wellness. Ich kann ja alleine schon beim Vorgang selbst total entspannen. Z.B. einen Keksteig zukneten hat was extrem meditatives. Wenn einen dann der Vanillegeruch benebelt, fühlt man sich direkt an einen kuscheligen sicheren Ort versetzt. Und wenn das fertige Backwerk duftend aus dem Ofen kommt und die warme Schokolade zart über den Tellerrand tropft, wird einfach alles gut.
Ich glaube, man kann mit Selbstgebackenem den schlimmsten Streit schlichten und vielleicht sogar Kriege verhindern.
SC: Gerade hast du einem deutschen Magazin erzählt, dass du auf Männer mit Fehlern stehst. Welche kleinen Fehlerchen findest du besonders attraktiv und warum?
RM: Ich liebe abstehende Ohren und finde es total süß, wenn von hinten die Sonne durchscheint, so dass sie rot leuchten.
SC: Du engagierst dich in vielen sozialen Projekten. Was liegt dir besonders am Herzen und welche Botschaft möchtest du vermitteln?
RM: Ich finde es wichtig, dass wir irgendwann einmal dahin kommen, dass jeder Mensch auf der Welt ein Recht auf eine Ausbildung bekommt. Denn Bildung ist etwas, was einem niemand nehmen kann. Viele Katastrophen hätten verhindert werden können, wenn zum Beispiel mehr Menschen lesen und schreiben könnten.
SC: Womit können wir von dir in Zukunft noch so rechnen?
RM: Es wird sicher noch die ein oder andere Überraschung zu erwarten sein.
Interview: Isabel Schiller
Bildquelle: Bernd Jaworek