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Ein Besuch in der Herzkammer der Musik

17.03.2020 || 2015 steckte die Hamburger Musikerin Catharina Boutari, die sich auf der Bühne Puder nennt, in einem Zwiespalt. Sie wollte eine neue Platte machen. Das war eigentlich gut. Aber andererseits auch nicht. Es kündigte sich der immergleiche Prozess an, der zu einem Album führt. Nach zwanzig Jahren in Bands und als Solokünstlerin war es Zeit alles zu ändern. Raus aus der Komfortzone, kopfüber in ein Experiment, in dem sie sich mit einem musikalischen Gast in einem Studio wiederfinden würde, um in zehn Tagen völlig unvorbereitet ein Album zu erschaffen, von der ersten Idee bis zur letzten Aufnahme vor einem Live-Studiopublikum. Puder Session Tapes nennt sich dieses Experiment ohne Netz und doppelten Boden, das gerade mit den SparringskünstlerInnen Riad Abdel-Nabi in Amsterdam, sowie Ben Schadow, Ulita Knaus und Kathrin Ost in Hamburg in die vierte und fünfte Runde ging und dieser Tage unter dem Titel "Tomorrowland mit Freunden" als Album erscheint.

An der Stimmung, die bei Teenagern gerade herrscht, finde ich so toll, dass sie nicht mehr fragen oder bitten, sondern einfach losgehen und eine neue Realität erschaffen. Sie machen einfach. Denn durch das Machen ändern sich die Dinge zwangsweise . Egal, ob andere das wollen oder nicht. Ich denke, das ist ein ganz moderner Ansatz: auch ich bitte nicht darum verstanden zu werden, sondern mache meine Dinge einfach anders. Ich fange einfach an. Das finde ich super. (Catharina Boutari im Januar 2020)

Die Angst vorm Scheitern, …

…die bei Session #1 als Erstes den Raum betrat, ist inzwischen nicht mehr von der Partie. Es sei nicht so, dass die Ideen ausblieben, es komme vielmehr einiges hinzu, erzählt Boutari: Man wird selbstbewusster, intuitiver, man traut sich einfach mehr. Im konventionellen Aufnahmeprozess, der sich manchmal über Wochen zieht, hinterfragt man sich ständig und verliert dann vielleicht sogar den Funken, der einen inspiriert hatte. Es ginge um den vielgepriesenen Augenblick, um einen Prozess, der Pop nicht als analytisch durchdachtes Endprodukt versteht, sondern als Ausschnitt unserer Existenz. Und für das Livepublikum? Ein Besuch in der Herzkammer der Musik.

Der erste Teil des neuen Albums, Session Tapes #4, wurde im Juni 2019 erstmals im Ausland aufgenommen, zusammen mit Riad Abdel Nabi vom Van Sonic Soundcollective im ehrwürdigen Studio 150 in Amsterdam. Der Mulitinstrumentalist und Filmkomponist hatte Boutari nach Amsterdam eingeladen, mit der er vor zwanzig Jahren mehrere Jahre in gemeinsamen Bands gespielt hatte. Aus der Vergangenheit wollten die beiden eine neue Gegenwart erschaffen und dabei die multinationalen Wurzeln (Abdel Nabi syrisch / deutsch und Boutari ägyptisch / deutsch) zu betrachten. Entstanden ist ein Vier-Song-Zyklus, der in den teilweise nicht mehr existierenden, aber in der Erinnerung immer noch lebendigen Straßenzügen von Damaskus und Kairo beginnt, und sich über´s Meer bis nach bis Amsterdam und Hamburg zieht. Eine Geschichte, die von Schönheit und Erinnerung, Aufbruch, Not und Erlösung erzählt. Bei den Liveaufnahmen wurden sie vom jungen Kontrabassisten Nathan Wouters aus Rotterdam unterstützt.

Im August folgte dann mit Session #5 quasi ein Session Tapes Special im traditionsreichen Hamburger Liveclub Logo. SparringspartnerInnen waren der Gitarrist und Sänger Ben Schadow (Rhonda, Dirk Darmstaedter, Bernd Begemann), die Jazz-Sängerin Ulita Knaus und die Sängerin und Schauspielerin Katrin Ost (August, August). Der Musikclub wurde zum temporären Zuhause, in dem tagsüber geprobt und abends gespielt wurde. Am vorletzten Tag fanden die Liveaufnahmen mit Publikum im Club statt. Entstanden sind sieben weitere Songs, die mit beiden Beinen im Hier und Heute stehen, mit festem Blick in eine wünschenswerte Zukunft. Power to the people. Ein Klassentreffen mit Freunden. Ein neuer Weltentwurf, der die großen Fragen behandelt: Was für Menschen braucht die Welt? Wie wollen wir sein? Wo wollen wir hin?

„Ich baue Welten“, sagt Catharina Boutari über ihr vielfach beschäftigtes Dasein. Sie ist Musikerin, Produzentin, Opernregisseurin. Sie betreibt mit Pussy Empire Recordings ihr eigenes Plattenlabel und lädt Theaterinszenierungen mit Musik auf. Sie ist kritischer Geist, funkensprühendes Wesen und beherzte Macherin. Diverse Identitäten mit selbstverständlichem Verve in sich zu vereinen, hat Catharina Boutari, geboren in Österreich, als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter gelernt. Eher zufällig landete sie mit 14 in ihrer ersten Band und wollte fortan nichts anderes als zuerst laute Musik zu machen, dann Popmusik mit lauten Gitarren, um heute sehr zeitgemäßen internationalen Pop zu produzieren, der sich weder an die Normen der Produktionsbedingungen noch an andere Konventionen hält. Der Einstieg in das Musikbusiness erfolgte 1997 mit ihrer Band Uh Baby Uh, solo ging es unter eigenem Namen oder unter dem Pseudonym Puder weiter, meist mit deutschsprachigem Indie-Rock, 2012 aber auch mit ungewöhnlichen Coverversionen als Teil von The Stewardesses. Viel Aufsehen erregte sie 2014 in Hamburg auch mit ihrem Theater Roadmovie PuderZucker am St. Pauli Theater und wurde daraufhin vom Reeperbahnfestival mit ihrem Stück eingeladen. Seit 2001 ist sie Chefin des Musiklabels Pussy Empire Recordings, das nur Musik von Frauen veröffentlicht.

Catharina Boutari ist Hamburgs Göttin aus der Ideenmaschine, wenn es darum geht, den Soundtrack einer Stadt entscheidend mitzuprägen. Als Sängerin und Songschreiberin mit tollem Gespür für Melodien, als Label-Betreiberin mit dem Blick für das Unkonventionelle, selten Gewagte und als Theaterregisseurin für bunte Unterhaltung mit Tiefgang. (Reeperbahnfestival)

Als erste Single erschien am 07.02.20 das Lied "Precious".
Aus aktuellem Anlass hat sich die Veröffentlichung von "Tomorrowland mit Freunden" auf den 15.05.2020 verschoben.


 

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