
16.06.2021 || Die diesjährige Wilhelm Leuschner-Medaille wird der Frankfurter Soziologin, Autorin und Filmemacherin Minka Pradelski verliehen. Die höchste Auszeichnung des Landes Hessen erhält sie für ihren Einsatz gegen Antisemitismus und für mehr Integration und Zusammenhalt in der Gesellschaft. Auch ihr ehrenamtliches Engagement für das jüdische Leben in Deutschland sowie ihre filmische, schriftstellerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der jüdisch-deutschen Geschichte werden damit ausgezeichnet.
Benannt ist der Preis nach dem hessischen Widerstandskämpfer Wilhelm Leuschner. Er wird an Personen vergeben, die hervorragende Verdienste um die demokratische Gesellschaft und ihre Einrichtungen erworben haben. Außerdem ausgezeichnet wurden in diesem Jahr Prof. Dr. Martin Hein, Norbert Kartmann und Andreas von Schoeler.
Schreiben gegen das Vergessen
Minka Pradelskis neuester Roman Es wird wieder Tag erzählt von Deutschland kurz nach Kriegsende. Klara und Leon Bromberger sind frisch verheiratet und bekommen ein Kind: Das erste jüdische Baby, das nach Kriegsende in Frankfurts katholischem Krankenhaus geboren wird. Als einzige Holocaust-Überlebende aus ihren Familien wollen sie sich ein neues Leben aufbauen. Doch Klaras Welt gerät aus den Fugen, als sie unvermittelt Liliput begegnet, ihrer ehemaligen KZ-Oberaufseherin. Ihr einziger Ausweg ist das Schreiben Schreiben über ihre Familiengeschichte, über das Ghetto Zamo?? und natürlich über die Oberaufseherin mit der Kinderstimme.
Dabei zeigt Minka Pradelski ihren Lesern den Weg in eine Zwischenwelt, in der ihre Figuren existieren: Irgendwo zwischen Leben und Tod und im verzweifelten Ringen um eine Zukunft.
Über die Autorin
Minka Pradelski kam als Kind jüdischer Eltern 1947 in einem Lager für Vertriebene in Frankfurt am Main zur Welt. Nach einigen Jahren in New York kehrte die Familie nach Deutschland zurück, wo Minka Pradelski ihr Abitur absolvierte.
Nach ihrem Soziologie-Studium arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Projekt, das die Traumata jüdischer Überlebender der NS-Zeit thematisierte. Über viele Jahre hinweg war sie zudem als ehrenamtliche Interviewerin für die USC Shoah Foundation tätig.
Auch ihre Dokumentarfilme und Romane drehen sich um jüdisch-deutsche Geschichte. Mit viel Fingerspitzengefühl erzählt sie von Epochen der deutschen Geschichte, deren Zeitzeugen immer seltener werden.