11.01.2023 || Die Rockpalast-Legende Albrecht Metzger hat ein neues Bühnenprogramm auf die Beine gestellt. Diesmal präsentiert das schwäbische Multitalent „Strictly Old School“, eine Art Collage aus allen Genres, die Metzger je angefasst hat. Die geneigten Besucher erwartet eine rasant-witzige Mischung aus Lesung, Videos und Standup Comedy.. Die ebenfalls angekündigte „Best Music“ ist die Kirsche auf der Torte. Und das Beste an der ganzen Nummer: Die Aufführung findet nicht etwa in der Berliner Kulturfabrik oder im Tipi am Kanzleramt statt, sondern mitten in Albrecht Metzgers Küche im 7. Stock des Hochhauses Fischerinsel 6. Näher kann man Künstlern nicht kommen.
Alles was Albrecht Metzger jemals gemacht hat, war anfangs neu und unkonventionell. Geboren zu werden, und ausgerechnet in Stuttgart, war seine erste Glanzleistung. Anstatt nur die Königstraße hoch- und runterzulaufen, fing er lieber gleich beim Fernsehen an. Der SDR machte Albrecht Metzger 1971 zum Moderator der Jugendsendung „Diskuss und Teamwörk“. Ehe er sich’s versah, landete er beim „Rockpalast“, und moderierte diesen mit seinem britischen Kollegen Alan Bangs.
„Ladies and gentlemen: German television proudly presents…“ - diese Ansage von Metzger, mit der er zahlreiche Musiklegenden ankündigte, wurde zum Kult.
Refugium in Berlin
Im TV gesettlet tat Metzger dann das, was viele junge Schwaben taten und tun: Er packte seine sieben Sachen und zog nach Berlin. Dort gründete er einige Jahre später die Kabaretttruppe „Schwabenoffensive“, die ein beeindruckender Erfolg wurde. Ein viertel Jahrhundert und 1280 Aufführungen lang tourte Albrecht Metzger mit dieser Schöpfung durch die deutschen Lande. Die „Schwabenoffensive“ wurde eine Art Lebensprojekt. Zuvor machte der stets als Autodidakt arbeitende Neu-Berliner mit dem „Seitenbacher“-Müsli-Akzent allerdings Station beim Grips-Theater, wo 1977 gerade das aufsehenerregende Stück „Mensch, ich lieb dich doch“ aufgeführt wurde, als er dazustieß.
Mit Sack und Pack
Gab es ein weiteres Steckenpferd? Definitiv. Albrecht Metzger wurde neben seinen vielfältigen anderen Jobs auch noch Videofilm-Pionier. Filmemacher wurde sein Hauptberuf, als er mit Partnern eine kleine Produktionsfirma gründete. „Wir waren die ersten, die 1972 mit Video in die Schulen gegangen sind“, sagt Metzger heute. „Wir haben mit Schülern Programm gemacht, mit Kameras“. In dieser Zeit gab es weder Smartphones noch Youtube oder sonstigen Schnickschnack. Videokameras waren fast so groß wie Kühlschränke und der Schnitt war kompliziert.
Für zahlreiche Sender drehte Metzger seitdem Dokumentarfilme, unter anderem über die legendären Bands „Ton Steine Scherben“ und „Einstürzende Neubauten“, aber auch über Berliner Nomaden und „Die Sehnsucht der Männer“. Ein Höhepunkt war ein 55-minütiger Spielfilm mit dem Titel „Der Doppelgänger“ (1985) – in den Hauptrollen: Rio Reiser und Anja Franke.
Leinfeldener Bauernhof
Aufgewachsen ist Albrecht Metzger auf dem Bauernhof seiner Familie in Leinfelden-Echterdingen, in der Nähe des Stuttgarter Flughafens. „Dort habe ich damals auf dem leeren Dachboden ein Theater gebaut“, erzählt er. „Es hatte sogar Vorhänge. Ich bin völlig in meiner Welt versunken.“ Was hat sich seither eigentlich geändert? Offenbar wenig: „Jetzt, nach fast 70 Jahren, mache ich genau das gleiche, weiß inzwischen aber, wie es geht.“
Damals war es der Dachboden, heute ist es die Küche des Mannes, der „Strictly Old School“ ist. Die Inhalte sind nicht politisch. Vielmehr geht es um die Lebensart, Zumutungen des Alltags und um die Bilanz eines Lebens. Ist es gelungen? Wurde es vergeigt? „Ich bin ein altes Zirkuspferd, das in die Arena reinhoppelt“, sagt der heute 77-jährige. „Dass ich in meiner Küche spiele, gibt mir nicht nur Nähe zum Publikum, sondern auch eine ganz neue Freiheit.“
Am 14., 20. und 21. Januar sowie am 18. und 19. Februar 2023 finden Metzgers nächste Vorstellungen im besagten Berliner Hochhaus statt.
Interview: JA
Foto: Albrecht Metzger