
08.11.2023 || Man könnte meinen, die Zeit sei um 40 Jahre zurückgespult worden, zumindest wenn man den Konzertkalender studiert. Vielleicht war es die schwierige, erste Phase der Corona-Pandemie, die in begabten Rock-Größen von anno dazumal den inneren Drang geweckt hat, sich auf deutsche Bühnen zu stellen. Der Ansturm fällt jedenfalls auf. Leider liegt die erste Runde bereits hinter uns. Die von einer Progressive Rock- zu einer Pop-Gruppe mutierten Herren von Genesis begeisterten tausende alte und neue Fans in der Bundesrepublik, obwohl ihr Frontman Phil Collins aufgrund seines wackeligen Gesundheitszustandes im Sitzen singen musste. Auch Toto, die unangefochtenen Meister des „Adult Oriented Rock“ (AOR) waren unlängst in der Im Lande.
Bald stehen weitere Vorstellungen dieser Kategorie an.
Hymne der „Kitschbarden“
Selbst das zu Wutausbrüchen neigende HB-Männchen hätte sich sofort entspannt, hätte es 1977 nur die Schallplatte mit dem Titel „Gone to Earth“ von Barclay James Harvest gehört. Der hier enthaltende Song „Hymn“, der von Ketzern als Kitschbarden bezeichneten Engländer, machte seinem Titel alle Ehre, indem er in der Tat zu einer der größten Hymnen dessen wurde, was vielen Musikenthusiasten als Soft Rock bekannt ist. So viele glimmende Feuerzeuge wurden in Konzerten selten hochgehalten. Tatsächlich kommt die schon 1966 gegründete Band nach Deutschland, und zwar im Frühjahr 2023. Berlin, Düsseldorf, Bremen, Erfurt, Gießen, Darmstadt, Reutlingen (Ba-Wü) und Theley (Saarland) stehen auf dem offensichtlich recht umfangreichen Tourplan.
Gleich elf große Bühnen wird Simply Red besetzen. Wer bis 1980 geboren wurde, kennt mit Sicherheit mehrere Songs von Mick Hucknalls Gruppe auswendig, zumindest von der Melodie her. Niemand klang jemals wie Simply Red, niemand klingt wie Simply Red und niemand wird jemals wie Simply Red klingen. Punkt. Geliefert wird hier qualitativ hochwertiger Pop mit starken Soul-Einflüssen, dank der großartigen Stimme des Mick, dessen Nachname nicht Jagger ist, sondern eben Hucknall. Hamburg, Frankfurt, Hannover, Dortmund, Köln, Mannheim, Berlin, Stuttgart, Leipzig, und München stehen auf dem Plan.
Es wäre einfacher gewesen, die deutschen Städte zu nennen, in denen Hucknalls Simply Red nicht auftreten.
Kanadische Meister
Wem sagen Songs wie „Humble Stance“ oder „On the Loose“ noch etwas? Die Antwort wird gleich mitgeliefert: Denjenigen, die im Frühling nächsten Jahres in die Konzerte der Gruppe Saga in Hamburg, Berlin und München strömen werden. Der Mannheimer Gig findet sogar bereits am 9. November 2022 statt. Tickets für die bestimmt auch nostalgischen Vorstellungen der im kanadischen Ontario gegründeten, meisterhaften Rock-Band sind im Vorverkauf verfügbar.
Wann kommt James Taylor schon mal ins Land der Kuckucksuhren, Knackwürstchen und Fahrzeugen mit Sternen auf der Motorhaube? Ohne ihn hätte sich der Folk-Rock der 1970er Jahre definitiv anders angehört. Schon 1970 hatte das heute 74-jährige Multitalent seinen Durchbruch, als er seinen eigenen Song „Fire and Rain“ herausbrachte. Kurz darauf lieferte er eine Interpretation des von Carole King geschriebenen Titels „You’re Got a Friend“ nach. Noch im November 2022 wird niemand geringerer als James Taylor in Stuttgart, Frankfurt, Berlin und Hamburg singen und Gitarre spielen.
Originale und Cover
Niemand muss Elton John vorstellen. Auch er kommt nach Deutschland, falls die Pandemie zustimmt. In Hamburg, Berlin und Köln gibt er im Mai 2023 jeweils zwei Konzerte hintereinander und in München eines. Status Quo spielen im Dezember 2022 in neun deutschen Städten.
Es hört einfach nicht auf!
Deutsche Bands, die den Älteren unter uns noch geläufig sind, wie etwa BAP und die Scorpions, sind ebenfalls am Start.
Andererseits gibt es Erscheinungen der 1970er- und 80er-Jahre, die von Cover-Bands vertreten werden. Mit „Bridge Over Troubled Water“ haben Simon and Garfunkel im Jahr 1974 eines der wichtigsten Pop-Folk-Alben aller Zeiten veröffentlicht. Nun spielen gleich mehrere Cover-Künstler ihre Songs. Es ist unschwer zu erraten, welche Legenden die Gruppen Letz Zep und Dire Straits Experience mit ihren Konzerten interpretieren und ehren.
Foto: "blue spirit." by Martin Fisch, used under CC BY / cutting from original