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Parasatirische Editorialeinheit - Das Haar in der Suppe V

14.07.2014 || Liebe Leser,

Deu-Schland, Deu-Schlaa-ha-aand! Sind Sie immer noch besoffen - oder macht sich bereits der Kater bemerkbar? Eine Fußballweltmeisterschaft ist hierzulande, solange die deutsche Nationalelf triumphiert, seit einigen Jahren ein einziger wochenlanger Ausnahmezustand, eine nicht enden wollende Dauerparty, an der sich Max Mustermann, ansonsten dem Fußballgeschehen gegenüber weitgehend indifferent, genauso wie Biggi Beispielsweise begeistert beteiligt. Das Tolle daran: Jeder kann dazu gehören, zum nationalen Einheitstaumel. Nur zugehören muss man. Wer den schwarz-rot-goldenen Einheitsbrei nicht futtern will, der hat ein Problem. Wie beim Karneval scheint nur Flucht oder Mitmachen die Alternative zu sein. Wobei sich bei einer WM alle einheitlich verkleiden und verhalten, weswegen man eher von Uniformierung sprechen kann. Und Flucht oder Mitmachen auch keine Alternativen im Sinne der Selbstbestimmung darstellen.

Und was soll auch das Genörgel? Wenigstens alle zwei Jahre wird man doch wohl noch stolz sein dürfen Deutscher zu sein. Fangen wir nicht von der Vergangenheit an, wo die Gegenwart doch so schön und sich niemand mehr überhaupt noch an die Erinnerung an die Vergangenheit erinnern kann. Und hat nicht Staatsvater Joachim Gauckler kürzlich noch verkündet, dass irgendwann auch mal Schluss sein dürfe mit der deutschen Sentimentalität und militärischer Zurückhaltung? Wer die Freiheit zur Not mit Waffengewalt in fremde Länder zu bringen bereit ist, der wird wohl auch so frei sein, sich daheim durch kräftiges Singen der Nationalhymne in Stimmung zu bringen. Freiheit will verteidigt sein. Und wenn es nur die Freiheit von Skepsis ist.

Soviel zum Thema. Sie fragen sich, was Sie in den letzten Party-Wochen verpasst haben? Nichts Besonderes. WM ist nur eine andere Form von Sommerloch. Ein buntschillerndes schwarzes Sommerloch, in dem sich wunderbar der Schrott des Polit-Alltags abladen lässt, der nicht unbedingt an die ganz große Glocke gehängt werden braucht. Rekapitulieren wir kurz, was in der Zeit des nationalen Filmriss passiert ist.

Ursula von der Leyen, unsere sympathische Kriegs-, pardon, Verteidigungsministerin fährt einen interessanten Doppelkurs. Deutsche Militärangehörige sollen fortan in Teilzeit in Waldorf-Kasernen mit Rundum-Kinderbetreuung arbeiten. Effektivere Technologie kann die Arbeitszeitersparnis ausgleichen. Unbemannte Kampfdrohnen können bequem und familienfreundlich vom Home Office aus gesteuert werden. Wozu man diese Killermaschinen zur Verteidigung der Landesgrenzen in Europa braucht, weiß zwar kein Mensch. Doch wenn der Ami ohne sich um eine Vereinbarung mit Völker- oder Kriegsrecht zu kümmern seit Jahren in der Weltgeschichte damit herumbombt, warum soll Deutschland dann zuschauen. Stimmt's, Präsident Gauckler?

Der Rüstungsmarkt ist ohnehin ein internationales Geschäft und wir sind immerhin Exportweltmeister. Der Rüstungsexportbericht listet erfreuliche Zahlen auf: Im vergangenen Jahr wurden Rüstungsgüter im Wert von über 5,8 Milliarden Euro exportiert. Soviel war noch nie, ein Zuwachs von 24 Prozent allein gegenüber dem Vorjahr! Mensch, wie da die Kassen klingeln. Und in Saudi-Arabien und Katar freuen sich die Käufer von Gewehren und Maschinenpistolen, denn die oppositionellen Freiheitsbewegungen in den fundamental islamistischen Staaten sind auf dem Vormarsch. Da kann Amnesty International noch so quengeln - der deutsche Waffenhandel weiß: Meine Freiheit muss noch lang nicht deine Freiheit sein.

Apropos Freiheit: Das Land derselben, die USA, verteidigt diese nicht nur am Hindukusch, sondern auch in Berlin. Unsere Freunde interessieren sich nicht nur für Merkels Telefongespräche, sondern haben auch die deutschen Geheimdienste mit Doppelagenten unterwandert. Das macht unsere Kanzlerin richtig böse, so böse, dass sie es richtiggehend zu bedauern scheint, dass weitere Geheimdienstkooperation und das Freihandelsabkommen TTIP leider alternativlos ist. Man soll auch nicht zu kritisch sein. Ist doch toll, wenn billiges Gas nach Europa exportiert wird. Und wenn durch Fracking in den USA das Trinkwasser und die Böden ruiniert werden, kräht doch vor unserer Haustür kein Hahn danach. Sehen sie es doch mal so: Damit wir uns in Europa den Umweltschutz leisten können, muss eben anderswo rangeklotzt werden. Im Windschatten des Adlers segelt nun mal das Chlor-Hühnchen.
Und ansonsten bleiben europäische Standards in Sachen Umweltschutz, Steuern und Arbeitnehmerrechte ja aktiv. Gut, wenn dieser Hippie-Quatsch die Gewinne ausländischer Investoren beeinträchtigen sollte, können diese vor ein dreiköpfiges Schiedsgericht ziehen, dem selbst das Völkerrecht untergeordnet ist, und dort den deutschen Steuerzahler auf Schadensersatz verklagen. Doch glauben Sie etwa nicht, dass sich die Regierungen in ihren Geheimverhandlungen ausgewogen mit den Argumenten ihrer Berater auseinander setzen, nur weil diese zu 90% aus Industrielobbyisten bestehen? Außerdem: Man muss dem Ami auch etwas bieten für sein Entgegenkommen.

Und der Mindestlohn ist ja nun flächendeckend eingeführt. Mit Übergangsfristen. Aber branchenübergreifend. Ausnahmen gelten nur für Langzeitarbeitslose, Praktikanten, Minderjährige, Saisonkräfte, Erntehelfer und Zeitungszusteller. Da tun einem die Arbeitgeber zurecht leid. Und der Ami schüttelt ohnehin den Kopf. Zuhause muss der sich nicht mit starken Gewerkschaften und Mindestlohn auseinander setzen. Und wenn wir dergleichen Sozialstaatsschnickschnack schon einführen, ist es das Mindeste, unsere Freunde über den juristischen Umweg aus dem Staatssäckel dafür schadlos zu halten.

Sie sehen, Sie haben in den vergangenen Wochen nichts verpasst. Zumindest nichts außergewöhnliches, Business as usual, wie der Ami sagt. Ach so: Bundespräsident Joachim Gauckler hat die Diätenerhöhung verabschiedet. Vor lauter Mindestlohn sollen ja auch die parlamentarischen Wohltäter nicht zu kurz kommen.
Richten wir den Blick nach vorn: Am 17.07. gibt es wieder Grund für uns Deutsche ein tolles Jubiläum zu feiern. Nein, die Rede ist nicht von der deutschen Kriegserklärung Deutschlands an Russland und dem Eintritt in den ersten Weltkrieg. Unsere Mutti wird sechzig! Herzlichen Glückwunsch sagt ganz: Deu-Schland, Deu-Schlaa-ha-aand! Darauf einen Prosecco. Oder einen Magenbitter. Den nimmt zumindest ihr Team von

Stagecat.de

Text: Mirco Drewes
Foto:Mirco Drewes

 



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